· 

Albanien


Ein Zwei - Seen - Besuch


Auf nach Pogradec, dem südlichsten Punkt unserer Reise!

Es sind nur wenige Kilometer vom Galicia - Nationalpark bis zur albanischen Grenze. Die nordmazedonisch - albanische Abfertigung geht - so wie wir erhofft haben - problemlos von statten  und in wenigen Minuten stehen wir in Albanien.

Obwohl  wir nur noch wenige Kilometer von ca. 10 km vor uns haben, sagen beide Navis: Ziel in 60 Minuten erreicht!... ???...  Eine Stunde für 10 Kilometer? Nochmal: " Eine Stunde - das sind 60 Minuten - richtig? Die sollen wir für 10 km brauchen?" Wir ziehen die Displays groß und sehen eigentlich keinen Grund, außer das beide Navis diese Straße gar nicht kennen und wir im Nirvana stehen! Also ignorieren wir sie und fahren einfach los.  Wir machen es einfach so wie früher, wir verlassen uns auf unseren Orientierungssinn (meiner ist da weniger ausgeprägt) und folgen einfach so  wie früher der Beschilderung. Beschilderung? Schilder gibt es, denn es sind 2, Also haben wir auch haben 2 Möglichkeiten. Eines zeigt einen Pfeil geradeaus in die neu gebaute Straße ohne Ortsangabe oder Sonstigem, und das andere zeigt eine Rechtsabbiegeschild mit Ortsangabe zum nächsten Dorf. Der Weg rechts führt in eine unbefestigte Straße, also folgen wir dem Geradeausschild und der Ausbaustraße. den neuen Teer kann man förmlich riechen und die Farbe der Straßenmarkierung ebenfalls. Kein Wunder, dass unsere Navis sie noch nicht kennen. Aber die Einheimischen müssten sich doch auskennen, denn seltsamerweise befinden wir uns ganz alleine auf weiter Flur. Niemand ist vor uns, niemand ist hinter uns! Das kommt uns mit jedem gefahrenen Kilometer seltsamer vor. Zumindest sind keine 10 km bis zum Ziel nach Pogradec! Und mein Navi macht mich ganz nervös, immer wieder lese ich: "Route wird neu berechnet " und es werden immer mehr Kilometer zum Ziel!  "Wir werden schon richtig sein!", mein lieber Mann kann in solchen Situationen immer sehr gelassen wirken! "Nur seltsam, dass niemand diese neu gebaute Straße außer uns befährt!", ich werde langsam nervös  Ein paar Kilometer weiter und wir stehen wir vor dem Aus. Denn die Ausbaustrecke endet hier. Wir blicken auf Schotter und Baufahrzeuge. Hier wird also noch weiter gebaut!  Als wir schon  wieder umdrehen wollen und kurz vor einem ausgiebigen Streit stehen, bemerken wir die Bauarbeiter neben uns, die mit großen Armbewegungen gestikulieren und nicken. Wir fragen immer wieder "Pogradec?" Und sie nicken immer wieder: "Pogradec!" und zeigen in die Richtung der Schotterbaustelle. Nicht umdrehen, einfach weiter fahren!

So geht Albanien, so geht der Balkan. 

Ich atme durch: " So ein bisschen Schotter kann mir doch nichts mehr anhaben!" Tatsächlich eine Leichtigkeit, fast überall fest gefahrener Schotter, keine Steigung keine Senke, keine engen Kurven! Und? Keine anderen Verkehrsteilnehmer, die einen noch zustzlich nervös machen könnten! Wir holpern also über den Schotter und treffen tatsächlich alsbald auf eine normale Straße. Es sind tatsächlich nur noch 10 km bis Pogradec!

Nach fast 5 Wochen und knapp 6000 km erreichen wir den südlichsten Punkt unserer diesjährigen Reise:                  die albanische Stadt Pogradec am Ohridsee!

Progadec liegt am albanischen Ufer des Ohridsees, der aber größtenteils zu Nordmazedonien gehört. Der Ohridsee ist der zweitgrößte See der Balkanhalbinsel sowie einer der ältesten der Erde.

Das Apartment "Plaisir", wo wir bereits letztes Jahr schon einmal Einkehr hielten, erwartet uns mit einem großen Balkon und einem traumhaften Blick auf den See!

Gute Erinnerungen vom letzten Jahr verbinden uns mit dem Ort. Eine Auszeit haben wir uns nun verdient!

Wir schnappen uns sofort unsere Badetücher, ziehen Badezeug an und in Schlappen schlürfen wir - durchgeschwitzt wie wir sind - die paar Meter zum Strand. Das Wasser ist angenehm warm, aber trotzdem erfrischend. Wir fallen tropfnass auf unsere Decke und lassen uns von den warmen Sonnenstrahlen trocknen.

Heute ist es mit knapp unter 30 Grad ziemlich warm. Wir genießen das, denn die Wetterprognosen verheißen nichts Gutes. Es soll ein Regengebiet durchziehen. Wir gönnen uns - auch wettervorausschauend - gleich 3 Nächte und tun das, was Touristen an touristischen Orten  im Allgemeinen so tun. Wir flanieren die kleine Strandpromenade entlang, lernen  die nähere Umgebung kennen, kehren hier und da ein, trinken Kaffee und essen Eis. Und so schlecht wie angesagt, ist das Wetter gar nicht. Die angesagten, heftigen Regenfälle sind ausgeblieben, es regnet zeitweise nur nachts.

 

Könnt ihr euch an Leo erinnern? Leo haben wir letztes Jahr kennen gelernt, seine museumsartige Destille und Weinlager habe ich im Bericht 2023 ausführlich beschrieben. Er betreibt das kleine Restaurant  "Ndona Fish and Grill". Als wir Leo treffen, ist seine Taverne voll, alle Tische besetzt und er hat allerhand zu tun. Eine herzliche Umarmung, ein Schluck Bier mit uns und schon steht er wieder hinter seinem Grill! Wir bestellen "Irgend etwas mit Fisch" und bekommen einen leckeren gemischten Fischtopf mit Tomaten und reichlich Zwiebeln! Leckerer geht nicht! Wir tunken unsere letzten Brotstückchen in den Topf und kratzen alle Zwiebel und Tomatenreste aus dem Tontopf bis er blitzeblank ist und unbenutzt aussieht.

Für einen ausgiebigen Plausch haben wir keine Gelegenheit, dafür treffen wir uns noch einmal am nächsten Morgen auf einen gemeinsamen Kaffee!

 

Schnell sind die Tage vergangen, aber wir sind ausgeruht und können unsere Reise gen Norden fort setzen. 

Bei besten sonnigen Wetter verlassen wir Pogradec, fahren noch ein ganzes Stück am See entlang, bevor wir ihm den Rücken kehren und Richtung Nordwesten abbiegen, Richtung Hauptstadt, Richtung Tirana. Gut 100 km fahren wir durch  gebirgiges Gebiet und durch das wunder schöne Shkumbin-Tal, am gleichnamigen Fluss entlang. Die Straße ist leider sehr befahren, die Strecke können wir gar nicht richtig genießen. Je näher wir Tirana kommen, desto dichter wird der Verkehr. Zunächst fahren wir ein Stück Stadtautobahn und hoffen, uns so dem Großstadtverkehr entziehen zu können. Leider nein, denn wir müssen durch die Randgebiete, der knapp 500.000 Einwohner zählenden Metropole quälen.

Hab ich mich über den Verkehr in Rumänien beschwert? Ich nehme alles zurück, bzw. korrigiere, denn die albanischen Verkehrsteilnehmer liegen in unserem Ranking mindestens gleich auf. Blinken ist sowieso vollkommen überbewertet und die gesamte Blinkeranlage eigentlich überflüssig, denn geblinkt wird nur in den äußersten Ausnahmen, bei Spurwechsel sowieso nicht! Den Kreisverkehren ist nie zu trauen, im Gegensatz zu Rumänien, weiß man nie, wer, wann und wie hinein - oder auch hinausfährt. Geparkt wird nicht nur in zweiter Reihe sondern gern auch in Dritter oder auch mal zur Not genau mitten auf der Kreuzung.  Es gibt auch Verkehrsteilnehmer, die, wenn sie neben jemanden halten, den sie kennen, auch gerne mal ein Schwatz halten. Man bleibt einfach stehen bis die Unterredung beendet ist. Das Hupkonzert drum herum wird entspannt ignoriert und man schreit eben dementsprechend seinen Gesprächspartner an.  Wir sind froh, als wir diese Chaotik der Großstadt hinter uns lassen können.

Eigentlich sind Albaner (wie überall auf dem Balkan) Freunde des schnellen Fahrens. Besitzer von PKWs mit hoher PS - Zahl zeigen eben gerne, was sie haben! Da gibt es aber auch Autofahrer, die aus zunächst aus unerklärlichen Gründen auf freier Landstraße extremst langsam fahren. Das wiederum  ist auch gut so, denn sie tippen gern während der Fahrt auf ihrem Handy rum, telefonieren und rauchen zusätzlich genüsslich eine Zigarette dabei.

Mittlerweile haben wir uns an diesen Balkanverkehr gewöhnt und so schlimm ist es am Ende dann doch nicht! 

Einmal wollen wir noch in Albanien und zwar im Norden des Landes übernachten am Skutarisee oder auch Skodrasee genannt.

Von Tirana bis zu unserem Übernachtungsort Shiroka sind es noch 100 km, teilweise liegt das Mittelmeer nur wenige Kilometer von uns entfernt. Es kommen uns massenweise Motorräder entgegen, dazwischen unzählige Camper deutscher und anderer Nationen.

Bis Mitte  der Achtziger wurde das Land durch den Diktator Enver Hoxhaa dermaßen runter gewirtschaftet, so dass die Bevölkerung unter großer Armut litt, durch den Austritt Anfang der Sechziger Jahre aus dem Warschauer Pakt war es komplett isoliert und noch bis Anfang der 90iger Jahre des letzten Jahrhunderts das Geschlossenste Land Europas.  Dann kamen bis Ende der 90iger Jahre die Jugoslawienkriege und der Kosovo Krieg hinzu, die Grenzen waren ohnehin für Auslandstouristen schwer passierbar  und Tourismus spielte kaum eine Rolle. War Albanien Anfang bis Mitte der 2010er Jahre Albanien noch absoluter Geheimtipp, so hat es sich bis heute zu einem Touristenmagnet entwickelt. Es wirbt mit weiten Sandstränden entlang der Mittelmeerküste, hohen Bergen und letztendlich den großen Seen, dem Ohrid- und den Skutarisee. (Ich berichtete bereits in meinen Reisetagebüchern 2021 und 2023).

Zwar geht die Saison langsam  zu Ende, aber es erstaunt uns nicht, dass unser Übernachtungsort Shiroka ebenfalls Touristenhotspot ist. Unserer kleines, familiär und äußerst freundlich geführtes Hotel beherbergt noch außer uns, ein deutsches Wandererpaar und eine weitere deutsche Familie, die jeweils mit Mietautos unterwegs sind.

Wir haben sogar einen Tiefgaragenplatz und ein Zimmer mit Seeblick, das groß und günstig ist, inklusive leckerem Frühstück.

Im gesamten kleinen Ort gibt es zahlreiche Cafés und Restaurants, die auch Anfang September gut gefüllt sind mit Touristen aus allerhand Herren Länder. Dementsprechend sind allerdings auch die Preise und der Service. Unser familiäres Hotel bildet da eine positive Ausnahme!

Unser persönliches Fazit: Wer Albanien entdecken will, sollte sich beeilen!

Kommentar schreiben

Kommentare: 3
  • #1

    Martin (Sonntag, 15 September 2024 00:13)

    Ein super Bericht. Hat mich sehr gefreut es zu lesen. Wünsche euch weiterhin viel Spaß �

  • #2

    heidrun (Montag, 16 September 2024 08:11)

    Wunderbar…kam erst heute beim Frühstücken dazu, mich eurer Reise durch Albanien �� anzuschließen….

  • #3

    Sabine (Mittwoch, 18 September 2024 16:53)

    Habe heute ganz interessiert eurer Reise folgen können! Warte auf die nächste Nachricht!!!!