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Polen


Bekanntes und unbekanntes Polen, von den Masuren bis ins Karpatenvorland


Kaunas an einem Mittwoch Morgen im August in einem Apartment in einem Holzhaus mit einer steilen Treppe am Rande der Stadt:  Die ganze Nacht hat es geschüttet! Verschlafen schauen wir in den Morgenhimmel. Grau und verhangen sieht er aus!  Es regnet immer noch leise vor sich hin. Wir kochen uns erst einmal Kaffee! Was hatten wir gestern bei unserer Sightseeingtour ein Glück!  Langsam... ganz langsam beginnen wir also den Tag. Gedankenversunken schlürfen wir unseren Kaffee, denn das ist der letzte Tag im Baltikum! Wir sind gerade erst 2 Wochen unterwegs! Viele Ereignisse  liegen  bereits in der kurzen Zeit hinter uns. Was wird noch kommen?

Und während wir unseren Kaffee trinken und langsam Frühstück bereiten in unserem Holzhaus mit der steilen Treppe, hört es auch schon auf zu regnen. Super, unsere Laune steigt gleich um einiges!

Kaunas verlassen wir in südlicher Richtung. Auf der Landstraße hängen wir unseren Gedanken nach. Das Baltikum verlassen wir unkompliziert nach EU-Leichtigkeit ohne jegliche Kontrolle. Obwohl gerade dieser Grenzabschnitt seit der Anexion  der Krim und spätestens nach  dem Überfall Russlands auf die Ukraine eine ganz besondere  Bedeutung zu fällt. Die sogenannte Suwałki-Lücke, benannt nach der polnischen Stadt, etwas südlich der Grenze, durch die wir  noch fahren werden. Jener Grenzstreifen ist ca. 65 lang, der Litauen mit Polen verbindet und somit Litauen  mit der Nato, denn auf der südöstlichen Seite befindet sich der eng mit Russland verbündete Staat Belarus (Weißrussland) und nordöstlich ist russisches Gebiet, die Exklave Kaliningrad. Würde diese fragile Verbindung unterbrochen werden - noch letztes Jahr ließ der russische Verteidigungsminister Schoigu verkünden, diese Lücke in wenigen Stunden schließen zu können und somit nicht nur Litauen sondern das gesamte Baltikum vom Natogebiet abzuschneiden und zu isolieren!

Während meiner Recherche über dieses Gebiet lässt es mich ganz schön schaudern! Die Welt ist einfach fragil geworden!

Wir kreuzen also diesen Suwałki - Korridor, alles scheint friedlich wie ein ganz normaler Übergang zwischen 2 EU-Staaten!

Suwalki - Lücke

Noch ca. 75 Km sind es bis zur unserer Unterkunft in dem kleinen Ort mit dem, wie so viele für uns unaussprechliche Namen  polnischer Orte,  Sucha Rzeczka.  Sucha Rzeczka liegt ca. 15 Km von der Kreisstadt Augustów entfernt und hat nur eine Handvoll Häuser, einen kleinen Tante Emma Laden und eine kleine, einfache Hotelanlage, wobei das Wort Hotelanlage nicht ganz zutreffend ist. Es besteht aus einem Haupthaus mit einem Imbiss, hat ein paar Zimmern und 2 sogenannten Apartments zu vermieten, wovon wir eines das unsrige nennen können. Eigentlich ist es gar kein Apartment sondern ein kleines Häuschen mit eigener Terrasse, einer Küchenzeile und einem eigenen Bad. Es ist total günstig und daher haben wir kaum Ansprüche. Auch hier müssen wir unsere Betten selbst beziehen, wie bei dem in Estland. Ein wenig Jugendherbergscharakter hat es ebenfalls und als  gemütlich kann man es auch nicht gerade bezeichnen, aber alles ist sauber und funktionell eingerichtet und hat mehr Platz als wir eigentlich bräuchten. Und das Wichtigste: Hier passt auch der Preis - es kostet gerade mal halb soviel wie das in Estland. Wir buchen gleich 3 Nächte, denn wir befinden uns in Masuren, neben der Ostsee, die Touriregion schlechthin.

Masuren, die Region mit ca. 50.000 km2 liegt im Nordosten des Landes und  mit seiner Seenplatte,  Land der 1000 Seen genannt. Hier gibt es allerdings nicht nur 1000 sondern an die 3000 Seen. Auf Hochglanzprospekten liest man Slogans wie "Masuren, da wo Polen am schönsten ist", "Masuren, das polnische Paradies" oder "Masuren, das polnische Juwel" Uns trieb es schon einmal im Jahr 2021 hierher und ich habe hier Wurzeln. Leider hatten wir damals viel Pech mit dem Wetter, jetzt soll es anders sein, das wünschen wir uns ganz fest. Die Voraussetzungen sind schon mal nicht schlecht, wir erreichen unsere Unterkunft bei Sonnenschein. Da es in näherer Umgebung an Restaurants mangelt dinieren wir den ersten Abend im Imbiss. Auf unserem Speiseplan steht Boulette mit Pommes und Krautsalat, die nächsten beiden Abende werden wir uns selbst versorgen. Würstel und Dosenbier scheint uns passend. Alles ist perfekt.

Am nächsten Tag ist es zwar bedeckt, aber nicht zu heiß, also  passend für einen kleinen Ausflug quer feldein durch Masuren. Mit der Motorrad-App lässt es sich ja nicht nur navigieren sondern man kann auch Rundtouren planen. Augustow liegt gleich an mehreren großen Seen. Wir bestimmen noch die Kilometer und ob es kurvig oder superkurvig gehen soll, die App macht den Rest. 80 Km reichen. Super schnell fix und fertig so eine Tour! Ohne noch einen Blick darauf zu werfen, klemmen wir die Handys in die Halterung und los geht es! Schon ab Augustow wundern wir uns, dass wir nicht Richtung Seen fahren, sondern über eine Schnellstraße durch eine ganz besonders reizvolle Gegend geführt werden: einem Industrie - und Gewerbegebiet! Nachdem wir die Anlagen der Unternehmerschaften der Region genügend begutachtet haben, biegen wir endlich auf kleinere Straßen ab. Es geht kreuz und quer, recht und links und wieder links und rechts. Kleine Landstraßen führen uns durch kleine Ortschaften. "Das ist ja ganz nett hier", sage ich zu meinem Mann, "aber wo sind die Seen?"  Weder See noch Teich noch Tümpel! Wir fahren anscheinend in die falsche Richtung! Wir diskutieren und ich fange schon an, meinen Mann zu beschuldigen, denn der ist ja für die Tourenplanung zuständig! Einer muss ja schuldig sein! Aber nein, ich fange mich und wir finden es einstimmig unsinnig, so weiter zu fahren. Wir schauen aufs Navi. Ja, wir sind weit ab vom Schuss. Blöde Motorrad-App, dann ist die eben Schuld! Wir disponieren um und fahren Richtung Elk, einer Stadt im ehemaligen Gebiet Ostpreußens und die auf deutsch Lyk heißt. Sie liegt am Lyk- See. Wenigstens ein See! Wir essen ein Eis und fahren wieder zurück. Land der 1000 Seen mit 3000 Seen und wir haben auf unserer Rundtour einen einzigen gesehen Wir sehen es mit Humor.

Unser kleines Sucha Rzeczka liegt ja auch an einem See. Dann eben hier! Wir schnappen unsere Decke und nach etwas Suche, denn der kleine See ist entweder mit Schilff zu gewachsen oder er ist privater Hand und eingezäunt, finden wir doch ein nettes Plätzchen.Der ist zwar fast ganz mit Schilf zu gewachsen oder in privater Hand und abgezäunt. Nach ein wenig Suche finden wir doch ein geeignetes Plätzchen zum Deckeausbreiten. Zum Baden ist es mit unter 20 Grad zu frisch, für uns zumindest (liebe Sabine)!

Aber so kann man Masuren auch genießen!

Aber der Wetterbericht verspricht ja ab Morgen höhere Temperaturen. Und der hält, was er verspricht! Wir haben noch einen Tag und schlendern durch die kleine Stadt Augustow, die zugleich Kurort ist und am östlichen Rand von Masuren am großen See namens Necko liegt. Wir begeben uns auf eine kleine 1 1/2 stündige Schiffahrtfahrt mit einem  der zahlreichen Ausflugsdampfer. Mittlerweile sind auch die Temperaturen hoch auf 25 Grad geklettert, die Sonne scheint und wir sitzen an Deck und recken unsere Köpfe gen Sonne. Wir lauschen den Worten des Kapitäns, die wir nicht verstehen . 

Neben uns und um uns herum hat sich auf die freien Sitze  der gemischte Shanty Chor von Augustow - so nennen wir ihn einfach mal - platziert. Kaum sind wir ausgelaufen und der mit seiner Ansage fertig ist, schon trällern sie los, und zwar aus voller Brust! Sie haben gemeinsam sichtlich ihren Spaß! Ihr Repertoire ist groß, denn nicht nur Shantys sondern auch Schlager, polnische Volkslieder und internationale Hits! Freddy Quinn und den Drunken Sailor hören wir sofort raus! Ihre Stimmen schallen über den See. Auch wir haben unseren Spaß, ihnen zuzuschauen und zuzuhören! "Seemann, deine Heimat ist das Meer" (1960 gesungen von Lolita)  hat sich als Ohrwurm bei uns fest gesetzt und folgt uns noch bis in die Abendstunden.

Wir schauen auf das Wasser, der See glitzert in der Sonne. 

Das war eine ganz besondere Seefahrt!

Dann ist es auch schon soweit, dass wir wieder weiterziehen. Aber was wäre Masuren, wenn man  diese wunderbare Gegend nicht auf dem Motorrad genießen könnte? Dieses Mal planen wir aber richtig! Wir wählen eine Strecke zunächst Richtung Westen ins Innere der Masurischen Seenplatte, um dann später in einem Hotel einzukehren, was außerhalb der Masuren einfach auf unserem Weg Richtung Süden auf der Strecke liegt.

Ja, und wir werden belohnt, denn wir fahren über die erträumten Straßen! Typischen Alleen mit Bäumen rechts und links der Straße, die dicke, fette Stämme haben und deren Blätter über der Straße zusammenwachsen und ein richtiges Dach formen. Mal rechts ein See, mal links ein See und Mal zu beiden Seiten ein See. Ab und an Kopfsteinpflaster wie anno Dazumal. Hier scheint die Zeit stehen geblieben zu sein. Aber schnell merken wir, das sie eben nicht stehen geblieben ist, denn während wir im Genießertempo fahren, überholen uns Menschen in Autos, die es eilig zu haben scheinen, vom Porsche bis zum dicken SUV. Auch in der Stadt Mikołajki merken wir, dass es hier weniger entspannt zugeht. Die touristische Hochburg der Region scheint überfüllt zu sein. Wir quälen uns mit Stopp and Go durch die kleine Stadt (und Paula hält prima durch!) Wir sind froh, als wir durch sind und es auf der Landstraße wieder gemach zu geht. Bevor wir aber Masuren ganz verlassen, fahren wir ein Stück am Fluss  Krutynia entlang. Eine Paddeltour auf der Krutynia soll eine der schönsten Paddelrouten Polens sein. Überall zu beiden Seiten des Flusses befinden sich Parkplätze auf denen sich Autos und Paddelboote tummeln und Menschen, die sich für eine einmalige Tour auf dem Fluss bereit machen.

Masuren kehren wir nun endgültig den Rücken und fahren weiter Richtung Süden. Noch 3 mal schlafen in Polen!

Bis zu unserem Übernachtungsort in der Nähe der Stadt Łomża sind es noch knapp 90 Km. Dieses Mal haben wir, wie gesagt, mal wieder ein Hotelzimmer ausgesucht (weil nichts anderes zu finden war). Im polnischen Nichts(es soll nicht abwertend klingen) parken wir Paul und Paula zwischen einer Tankstelle mit LKW Parkplatz und einer Fabrik. Mit uns haben dieses Hotel noch Dutzende von Durchreisenden gebucht. Wo auch immer sie alle her kommen, wo auch immer sie alle hin wollen! Das Zimmer ist einfach, leider merkt man ihm auch die Jahre an. Hier wurde vermutlich nie etwas getan! Den Teppich betreten wir lieber nicht barfuß. und an der einmal weiß gewesenen Wand kleben Reste von Mücken, die einmal - man kann es deutlich sehen - mit Latschen erschlagen wurden. Wir haben frische Bettwäsche und das Bad ist auch nach der ersten Inspektion sauber. Großartig etwas unternehmen, geschweige denn, einfach nur eine Spaziergang unternehmen können wir nicht, denn hier gibt es NICHTS! Zwischen den LKWs und der Fabrik nehmen wir Platz an einem der vielen Holztische. Die Bedienung ist wider Erwarten richtig nett, das frisch Gezapfte schmeckt und die deftige polnische Mahlzeit ebenfalls!

In den durch gelegenen Betten schlafen wir ziemlich schlecht und die Morgensonne weckt uns früh, denn Vorhänge gibt es nicht. Mit allen Auto- und LKW Fahrern machen wir uns über das kleine Frühstücksbuffet her. Der Frühstücksraum ist überfüllt und wir teilen unseren Tisch mit 4 Engländern, die über die Sehstärke ihrer Brillen diskutieren. Wir fragen uns, was denn wohl Engländer an einen solchen Ort treibt? Die Engländer fragen sich wohl zur gleichen Zeit, was 2 deutsche Motorradfahrer hier wollen! 

Als das kleine Frühstücksbuffet nahezu ausgeraubt ist und wir unseren polnischen Kaffee ausgetrunken haben, begeben wir uns auf unsere Weiterfahrt. Die Engländer sind auch längst verschwunden, als wir weiter Richtung Süden Gas geben!

Knapp 300 Km weiter südlich befindet sich unser nächster Übernachtungsort in der kleinen Stadt Puławy.

Nun erwischt uns auch die große Hitze. Waren die Temperaturen bisher eher mild und angenehm, klettert heute das Thermometer rauf auf 34 Grad. Wir hatten schon fast vergessen, wie es ist, bei so einer Hitze der Motorradkluft zu stecken! Da hilft weder der Fahrtwind noch die Lüftungsschlitze in den neuen Kombis und jeder Halt, sei es an einer Ampel oder an einer Kreuzung, wird zur Tortur. Was man nicht alles für so ein Abenteuer aushält! Zum Glück sieht keiner meinen hoch roten Kopf im Helm, mein Ponyhaar bappt an der Stirn und ein kleines Rinnsal Schweiß läuft mir den Rücken runter. In den Stiefeln qualmen die Socken! Ich möchte gar nicht wissen, was für Ausdünstungen von uns geben, aber die bleiben hoffentlich in der Kleidung und dringen nicht nach außen! So viel Wasser, wie wir verbrauchen, können wir gar nicht nach kaufen. Die Landstraße und die Landschaft, auf der wir Richtung Süden fahren, ist uns jetzt ganz egal, die Hauptsache, wir kommen zügig voran und bald an!

Pulawy an der Weichsel hat knapp 50.000 Einwohner und liegt in der Woiwodschaft Lublin. Auf Anhieb finden wir unser Apartment nicht. Wir biegen in die Straße ein, stellen Paul und Paula am Rand ab und laufen zu Fuß ums Eck. Es quotscht in den Stiefeln und meinen hoch roten Kopf sieht man nun doch ! Wir stehen vor einem nagelneuen Wohnblock, und kaum haben wir uns umgeschaut, steht auch schon unser Vermieter (den wir vorher kontaktiert haben) vor uns und reicht uns die Hand. Obwohl er kein Wort einer ausländischen Sprache spricht, zeigt er uns alles. Mit Google Übersetzer heutzutage ja auch kein Problem! Durch ein automatisches Tor gelangen wir in die Anlage, alles ist hoch gesichert. Wir haben sogar einen Tiefgaragenstellplatz und unsere Taschen brauchen wir nicht hoch schleppen, denn es gibt einen Fahrstuhl. Ich könnte gar nicht sagen wieviel Quadratmeter groß unsere Unterkunft ist, im Portal heißt es, es sind 60, gefühlt hat es 100. Wow, so viel Platz zum Ausbreiten! 2 Schlafzimmer (uns reicht ja eins ;-)), ein Wohn- Essbereich mit einen großen Balkon, ein Luxusbad mit begehbarer Dusche und eine voll ausgestattete in den Wohnbereich integrierte offene Küche, an der absolut nichts mangelt mit einem modernen Mittelblock als Essplatz. Teller, Tassen, Kochgeschirr, alles ist in ausreichender Anzahl vorhanden und bestens sortiert, selbst Tupperschalen fehlen nicht.  Alles hypernagelneu! Genau der krasse Gegensatz zu dem Durchgangshotel der letzten Nacht! Ein Land, eine Preiskategorie! Das soll mal einer verstehen!

Wir sind einfach nur begeistert. Auch eine neue Waschmaschine, die leise, energiesparend vor sich hin wäscht, ist vorhanden. Perfekt zum Auswaschen unserer verschwitzten Klamotten! Auch hier ist an alles gedacht, vom Waschpulver, über einen Wäscheständer bis hin zu ausreichend Wäscheklammern!

Während also unsere Wäsche wäscht, gehen wir auf kleine Erkundungstour runter zur Weichsel. Die Weichsel ist mit über 1000 km Polens größter Fluss, der in der Ostsee mündet.

In der Marina dümpeln ein paar Boote vor sich hin. Eigentlich wollten wir uns in der Flussaue für ein kleines Päuschen  niederlassen und dem Fluss beim Fließen zuschauen, aber vor uns haben das anscheinend schon sehr viele Menschen  getan und leider ihren Müll und andere Hinterlassenschaften zurück gelassen! Ekelig! Wie schade!

So begeben wir uns schon früh auf Restaurantsuche, wir träumen von einem  in Ufernähe. Und siehe da, wir werden fündig. Vom Garten des Lokals hat man besten Blick auf das Flussufer. Wir überfliegen mit unserem Übersetzer die Speisekarte, denn die Kellner verfügen über keine Fremdsprachenkenntnisse. Auffällig ist ein Gericht, ob der Übersetzer wohl auch richtig übersetzt?  Wir schauen uns an: "Wollen wir mal etwas Neues ausprobieren?" Wagemutig und experimentierfreudig bestellen wir: "Gulasch mit Kartoffelpuffer!" Eine interessante Kombination, so finden wir, von der wir noch nie gehört haben. Um es vorweg zu nehmen: Es war DAS kulinarische Highlight unserer bisherigen Reise! Krosse Kartoffelpuffer aus grob geraspelten Kartoffeln, goldbraun gebraten, darauf ein zartes Rindergulasch, sämig und leicht scharf mit einem Topping aus einem Klecks cremiger, saurer Sahne. Einfach saulecker!

Ein Luxusapartment, bestes Essen mit einem  fast kitschigem Ambiente! Eigentlich so  gar nicht zu unserem Motorradmomenteabenteuer passend , aber egal, wir haben nämlich den kleinen (ähm, großen) Luxus in vollen Zügen genossen!

Entspannt können wir am nächsten Morgen ohne gleich klitschnass vom Schwitzen zu sein, unser Gepäck aufschnallen, denn am Morgen ist es schon ganz schön warm,  wir haben ja den genialen Tiefgaragenplatz!

Unsere letzte Übernachtung in Polen steht bevor. Puławy verlassen wir weiter in südlicher Richtung. Im Laufe des Tages bezieht es sich zu unser Freude etwas. Unsere Navis sind sich mal wieder sehr uneins. Mal will das eine rechts, das andere links, mal sollen wir 20 km geradeaus fahren, während das andere in 500 m abbiegen will! Aber eins wollen beide: keine große Fernverkehrsstraße! So fahren wir kreuz und quer über Land auf kleinen polnischen Landstraßen. An fast jeder Kreuzung sehen wir Marienstatuen oder Kreuze, mit Blumen oder bunten Fähnchen geschmückt. Auch Papst Johannes Paul II, gebürtiger Pole und von 1978 bis zu seinem Tod 2005 Oberhaupt der katholischen Kirche, begegnet uns in Form von kleinen und größeren Statuen.

Die Temperatur fällt im Laufe des Tages auf sehr angenehme 23 Grad, auch die Landschaft wechselt, vom platten Land fahren wir nun eine abwechslungsreiche, hügelige und waldige Strecke, wir kommen ins Karpatenvorland.

Auch wenn unsere Navis sich selten einig sind, zu unserer Unterkunft haben wir bisher immer gefunden. So finden wir auch unser Apartment mit dem verheißungsvollen Namen "Apartment Blue".  Apartment Blue steht nun wieder im krassen Gegensatz zum Luxus der letzten Nacht! Jede Unterkunft eine Überraschung!

Habt ihr schon einmal von Krosno gehört? Nein? Wir auch nicht!

Wir werden feststellen, dass wir angenehm überrascht sein werden von dieser kleinen Stadt.

Unser Apartment heißt "Apartment Blue" und befindet sich fußläufig zur kleinen Innenstadt. Es verspricht dieses Mal so gar nicht das, was es im Portal vorgibt zu sein!  Apartment Blue ist zwar ausreichend groß und hat tatsächlich blaue Vorhänge und blaue (zum Glück saubere Bettwäsche) und ein Bad, was relativ neu und sauber ist. Dieses befindet sich aber außerhalb des Apartments gegenüber, der kleine Garten mit Grillplatz vermiest einem das Draußen sitzen, denn er ist vermüllt. Außer einem kleinen, niedrigen Wohnzimmertisch und zwei verfleckten blau bezogenen Stühlen, hat es keine weiteren Sitzgelegenheit. Um an den Kühlschrank zu gelangen, muss man gymnastische Übungen machen und recht gelenkig sein! Das Küchenequipment besteht aus 2 Tellern, 2 abgeschlagenen Tassen und abgezählt 2 Messer, 2 Gabeln, 2 Löffel. Die Küchenschränke sind sonst leer. Oh, aber nein, eine Bratpfanne hat es auch! Wir jubilieren, der allmorgendliche Spiegeleiverzehr ist gesichert!

Wir sind zeitig dran und begeben uns auf Erkundungstour durch das  45.000 Einwohner zählende Örtchen, das sich in der Woiwodschaft Vorkarpatenland im Länderdreieck Polen/Slowakei und der Ukraine befindet. Auf den ersten Blick hat es wirklich nicht viel zu bieten. Wir erklimmen auf einer steilen Treppe den Platz zur Basilika Heilige Dreifaltigkeit und gehen nochmal um 2 Ecken und stehen auf dem Marktplatz, den Blumenampeln, ein illuminierter Springbrunnen und restaurierte alte Häuser zieren. Wir schlendern durch die kleine Altstadt, Zeit, etwas zu essen, Zeit für Pizza, in einer der zahlreichen - meist Pizzerien - rund um den Marktplatz. Nette, aufmerksame, junge Kellnerinnen bedienen uns. Ich bekomme eine Pizza mit Blümchen!

Krosno, auf alle Fälle eine Reise wert!

Fast eine Woche sind wir im Osten Polens unterwegs, es wird Zeit, uns zu verabschieden.

Ab hier wissen wir irgendwie nicht so richtig, wie es weiter gehen soll. Der Osten Ungarns ist unser nächstes Ziel. Hier spätestens müssen wir uns entscheiden, wohin unser Weg uns führen soll. Und das berichte im nächsten Tagebucheintrag !

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Kommentare: 6
  • #1

    Chrissy (Mittwoch, 28 August 2024 23:02)

    Hallo ihr Lieben �...
    Es war wieder so toll zu lesen,als wäre man dabei,bei eurem Motorradmomenteabenteuer �
    Ich wünsche euch weiterhin gute Fahrt...liebe Grüsse aus der Heimat ��

  • #2

    heidrun (Donnerstag, 29 August 2024 09:06)

    Beste Frühstückslektüre…. da fällt der Spätdienst bei 34° nur 1/2 so schwer….

  • #3

    Martin (Donnerstag, 29 August 2024 10:55)

    Hallo, wieder ein Bericht was mir sehr viel Spaß gemacht zu lesen. Vielleicht werdet ihr auch was schönes in meiner Heimat Slowakei auf dem Weg nach Ungarn zu sehen bekommen. Gruß Martin

  • #4

    Sabine (Donnerstag, 29 August 2024 15:58)

    Vorweg: die Anspielung auf das Basen im kalten Wasser habe ich sofort verstanden!�
    Ihr habt dieses Mal wieder alles in eurem Reisebericht dabei : unterschiedliche Unterkünfte, Straßenverhältnisse, Wetterlagen … die Spannung steigt, wie es weitergeht! LG

  • #5

    Steffi M. (Sonntag, 01 September 2024 09:47)

    Hallo, habe es heute erst geschafft zu lesen. Ich möchte jede Zeile in Ruhe lesen und genießen. Diesmal ganz ohne Sorge. Habt weiterhin eine schöne Zeit mit vielen guten Erlebnissen.

  • #6

    Christian Hammann (Montag, 02 September 2024 10:17)

    Ach, wieder so ein toller Reisebericht mit allen Fassetten und die kulinarischen Highlights: supi, weiter gute fahrt. Liebe Grüße Chtischaaan