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Türkei VII Selimpaşa


Selimpaşa unvergesslich!


Sally tropft und läuft aus!

Traurig steht sie nun da! Wir haben ihr und auch uns einfach zu viel zugemutet. Natürlich werden sich die Vermutungen meines lieben Mannes bestätigen! Nämlich die kaputte Motordichtung, verursacht durch  die enorme Hitze und den Druck auf den Motor und wahrscheinlich ist der Kühler verstopft! Auch hat sich der Ventilator verabschiedet und komplett seine Tätigkeit eingestellt.

Nur Harry, der ist der Fels in der Brandung! Nichts ist kaputt, nichts defekt, er springt stets an und surrt vor sich hin!

Da stehen wir nun auf dem Parkplatz vom Bon Hotel, vollkommen fertig, zittrig und mit hochroten Köpfen an der Hauptdurchgangsstraße von Selimpaşa, 60 km westlich von Istanbul Richtung Silvri, Richtung Edirne an der Grenze zu Griechenland und zu Bulgarien. Die EU ist förmlich greifbar und nur noch 200 km entfernt.

Warum ist uns die EU nur so wichtig?  Natürlich gäbe es für Sally und mich eine einfache Lösung. Der ADAC übernähme sogar sämtliche Kosten: einen Transport für mein Motorrad und sogar einen Flug für mich. Mein Bert müsste dann eben alleine mit Harry nach Hause fahren! In der EU hätten wir eben mehr Möglichkeiten,  alles wäre einfacher und unkomplizierter zu organisieren und wir hätten die Chance, die beiden Motorräder gemeinsam auf einen Transport zu schicken, so wie letztes Jahr in Italien.

Aber wir wollen uns einfach nicht trennen und wollen einfach nicht aufgeben! Das wäre die aller letzte Option.

 

Glauben wir an Engel? Nein, ganz bestimmt nicht! ... Aber doch, es scheint tatsächlich welche zu geben, denn gerade in diesem Moment kommt nämlich einer angeflogen! Er heißt Enim und ist Empfangsmanager im Bon Hotel und er spricht perfektes Englisch  (er hat nämlich einmal Englisch studiert!). Als er bemerkt, dass wir in Schwierigkeiten sind, bietet er gleich seine Hilfe an. 

Wir checken ein und buchen gleich 2 Nächte oben drauf. So schnell werden wir hier wohl nicht weg kommen!

Für den Moment sind wir einfach nur froh, unser Ziel erreicht zu haben. Uns reichen eine Dusche, etwas zu Essen und ein Bett!

Das Hotel hat ein wunderbar ruhiges Gartenrestaurant und nach einem guten Essen fallen wir sofort in tiefen Schlaf!

Morgen ist Sonntag und wir haben den ganzen Tag Zeit zu überlegen und können all unsere Gedanken zusammen tragen. 

Die letzte Option habe ich ja bereits erwähnt und sie steht allem hinten an. Wir werden alles Mögliche tun, um diese Option zu umgehen und alles erdenklich Machbare in die Wege leiten. Die beste Möglichkeit wäre natürlich, eine Werkstatt zu finden, die Sallys Dichtung und den Ventilator reparieren könnte! In der Gigacity Istanbul muss es doch so etwas geben! Wir googlen und machen gleich mehrere Fachwerkstätten mit BMW Vertretung ausfindig! All das erzählen wir Emin, der unsere Euphorie etwas bremst und uns auf Morgen verweist! Dann könne er telefonieren und nachfragen. 

 

So versuchen wir uns für den heutigen Tag, etwas abzulenken und die schlechten Gedanken weg zu schieben. Wir machen uns auf, auf einen kleinen Spaziergang und überqueren die große Durchgangsstraße. Selimpaşa liegt am Marmarameer und hat etwas mehr als 20.000 Einwohner. Neben dem Bon Hotel gibt es noch zwei Weitere, direkte Meerblicklage. Kleine Läden, Imbisse, Moscheen und den Muezzin. Am Sonntag gibt es einen großen Markt, auf dem reges Treiben herrscht. Von Gewürzen, über Gemüse, Obst, bis Fleisch und Käse, von Socken Büroklammern und Plastikspielzeug bekommt man hier wirklich alles. Wir setzen uns an den Rand, schlecken ein Eis und Beobachten das Treiben.

Direkt am Meer kann man nicht spazieren gehen, aber es gibt einen kleinen Hafen und ein paar Fischrestaurants, die wir uns für die nächsten Abende merken!

Wir kehren wieder zurück zu unserem ruhigen Gartenrestaurant. Wir bestellen  verschiedene Vorspeisen, gefüllte Champignons, Hühnchen, Lamm, alles viel zu viel. Wenn es einem  schon mental  schlecht geht, dann muss es wenigstens ein paar Gaumenfreuden geben. Auch Alkohol wird hier ausgeschenkt, so gehört ein kaltes Effes dazu und ein Kellner, der sich bestens kümmert und dazu beiträgt, dass wir den Abend gut rum kriegen!

 

Endlich ist Montag Morgen. Wir sind früh auf, Enim hat noch gar nicht seinen Dienst angetreten und wir müssen mit einem schlechten Frühstück ohne Kaffee starten. (Für solche Notfälle werden wir im nächsten Laden Nescafé besorgen!)

Als wir Enim entdecken, bombardieren wir ihn gleich mit unseren Wünschen und er ist auch sofort für uns da. Seine persönlichen  Vorschläge sind uns ebenfalls sehr wichtig, er ist ein guter Berater: Es wäre am Besten,  eine BMW - Fachwerkstatt, nicht all zu weit entfernt, zu finden.  Nein, eine andere wie die im nahen Silivri, er kenne sich zwar mit Motorrädern nicht aus, würde er aber nicht empfehlen. Er überschaut unsere Liste und da käme doch nur eine in Aviclar, einem Vorort von Istanbul, ca. 30 km von Selimpaşa entfernt in Frage : "Borusan BMW Autos und Motorräder, Verkauf, Wartung und Werkstatt aller Modelle". Er stellt als gleich einen Kontakt her und wir bekommen eine Verbindung zu einer Englisch sprechenden  Dame in der Telefonzentrale. Ich erkläre unser Problem, gebe Modell sowie Baujahr an. Sie könne zunächst einen Transport vermitteln, die Sally zum Service bringt, wo man sich ihrem bzw. unseren Problem annehmen könne! Super! Es kommt Bewegung in unseren Fall. Sie verspricht innerhalb der nächsten Stunden einen Transporter für unser "car" zu schicken. Momentmal...: "No car! It`s a motorcycle!" "Yes I know", gibt sie zurück, "no car, a motorcycle!" Na, dann ist ja alles klar, aber irgendwie hatte ich von Anfang an das Gefühl, der Dame mangelt es an Kompetenz!

Nebenbei haben wir unseren Fall dem ADAC gemeldet, wir bekommen eine Registrierungnummer.

 

Jetzt sitzen wir da bei Enim in der Lobby und warten und warten bis endlich der Transporter kommt. Nach gut 2 Stunden ist es soweit, der Abschlepper steht vor der Tür! Das hat schon mal funktioniert! Die erste Hürde ist genommen!

Transport? Vor der Tür steht ein Transporter mit  komplett  ölverschmierter Ladefläche, völlig ungeeignet für einen Motorradtransport und offensichtlich hat der Fahrer noch nie ein Motorrad auf seinem Wagen transportiert! Ich erinnere mich an das Telefonat: "Yes, I know it´s no car, it`s a motorcycle!"

Aber irgendwie müssen wir die Sally auf die Ladefläche bekommen! Schieben? Nein, keiner hilft, alle beteiligten stehen mit verschränkten Armen da. Klar, mein lieber Mann muss sie  da hoch fahren! Er nimmt Anlauf, gibt Gas, rutscht fast weg  auf dem glitschigen Öl, fängt sich aber und flucht! Aber sie steht!

Nun soll sie fest gezurrt werden! Der Fahrer - keine Ahnung von Motorradtransporten - holt einen, einen einzigen Spanngurt heraus und schlingt ihn lässig um Sally. "Nein!", wie aus einem Mund und Kopf schüttelnd geben wir die Sally so  nicht frei für den Transport, die kippt doch gleich in der ersten Kurve vom Hänger ! Widerwillig kramt der gute Fahrer noch zwei weitere Gurte aus dem Inneren seines Transporters hervor. Bert muss Anweisungen geben und hilft mit, alles fest zu schnallen! Ja, so ist alles einigermaßen fest, Wir klettern mit ins Fahrerhaus. Als ich mich anschnallen will, schaut er mich böse an und schüttelt vehement den Kopf! "Ok, ok! dann nicht!" und ich hebe unschuldig meine Arme. Wir setzen uns in Bewegung, hinter uns die Sally und auf geht es auf die Schnellstraße Richtung Istanbul in die Werkstatt von "Borousan Oto Servis"! Ich schaue mich immer wieder ganz vorsichtig um. Sally steht wie eine Eins im heißen Fahrtwind, fest gezurrt mit drei Spanngurten auf der glitschigen Ladefläche. Und wir schwitzen im Fahrerhaus neben dem Fahrer, nicht nur weil es so warm ist! Während der Fahrt ignoriert er uns voll und ganz. Aber das ist auch gut so, wir wollen ihn ja nicht zusätzlich ablenken! Er tippt wild auf seinem  Handy rum, schreibt Whats´s App, telefoniert, schreibt wieder What´s App. Die Unterarme hat er auf das Lenkrad gestützt und sein Handy ist wichtiger als der Verkehr. Während der Fahrt auf die Straße zu schauen, das ist sowieso überbewertet! Ich merke, wie ich meine Finger in Bert´s  kurze Hose kralle, aber auch seine Muskeln sind total angespannt, wir schauen uns an! Nein, lieber nicht zur Seite schauen, besser wir schauen geradeaus zu schauen, wir können ihn dann bei Gefahr warnen! Jetzt wissen wir, wie es im Fahrerhaus eines türkischen Transporters aussieht und wie es sich anfühlt als Unbeteiligte mitzufahren.

Die Werkstatt in Avcilar erreichen wir zum Glück unbeschadet und auch Sally hat die 40 km Fahrt ohne auszuglitschen überstanden. Wer weiß, was jetzt auf sie zukommt! 

Wir klettern mit unserem Fahrer aus dem Fahrerhaus, schauen uns um und finden uns auf dem Grundstück eines Nobelautohauses wieder! BMW Auto, BMW Motorrad, Mini, Land Rover, Jaguar! Ob meine alte Sally da gut aufgehoben ist? Irgendwie kommen wir uns samt Abschlepper fehl am Platz vor, meine verdreckte Sally wird vom ölverschmierten Laderaum von (hoffentlich kompetenten Mitarbeitern) in Empfang genommen und ein smarter, groß gewachsener Anfang Dreißiger in Jeans und Turnschuhen kommt auf uns zu, reicht uns die Hand und stellt sich als Ali, Motorradwerkstatt-Service-Manager vor und bittet uns gleich in die Empfangshalle mit Rezeption und einem Café, in dem Mitarbeiter in passender Kleidung - Poloshirts mit Logoaufdruck des Hauses - in Gespräche vertieft sind oder ganz wichtig an ihren Laptops arbeiten. In dem großen Verkaufsraum sind die neusten  GS-Motorradmodelle ausgestellt und an den vielen Servicetischen ist das Personal mit Kunden beschäftigt. Ali geleitet uns zu seinem Schreibtisch, kredenzt uns einen Kaffee ganz nach unseren persönlichen Wünschen, der uns prompt vom Servicepersonal des Cafés serviert wird. Ali spricht gut Englisch und so können wir direkt ohne Umwege kommunizieren. Er wundert sich über den Abschleppdienst, denn so einen unsicheren Transport würde ihr Haus nie schicken, als wenn wir Schuld wären! Wir zucken mit den Achseln, nein ein unbekannte Dame von der Telefonzentrale seines Hauses hat uns den geschickt! Er zuckt auch mit den Achseln und entschuldigt sich! Egal jetzt, wir sind ja da und Bert schildert unser Problem: Ventilator und kaputte Motordichtung. Ali nimmt alle Infos entgegen, ruft auch gleich Sallys Datenblatt auf. Ein wenig runzelt er die Stirn! Es sei ja ein ziemlich altes Modell! Aber sie würden die Maschine durchchecken und uns Morgen Bescheid geben, ob der Schaden repariert werden kann und wie lange es dauern würde. Sollten allerdings spezielle Teile benötigt werden, die müssten aus Deutschland kommen und das könnte schon mal 2- 3 Wochen dauern! Wir machen unser Problem sehr dringlich, er verspricht, sich zu kümmern, reicht uns erneut die Hand und mit einem "Oje!" verlassen wir das Haus. Unser chaotischer Fahrer mit seinem alten Transporter hat bereits das Gelände verlassen und wir nehmen ein Taxi zurück nach Selimpaşa.

 

Und nun können wir nur Abwarten und hoffen, dass meinem guten alten Motorrad dort beim Borousan-Autohaus in Aviclar/Istanbul möglichst schnell und unkompliziert geholfen wird.

Unser Engel Enim ist auch gleich interessiert und bietet weiter seine Hilfe an, die wir wieder gern in Anspruch nehmen werden, wenn benötigt, aber Ali hat uns ja versprochen, sich gleich Morgen bei uns zu melden und  hat er uns seine Visitenkarte mitgegeben!

Abends lenken wir uns mit einem Besuch in der nahe gelegenen größeren Stadt Silivri bei einem guten Fisch essen und einem Spaziergang ab! Immer wieder überkommt uns DAS THEMA... Was machen wir nur, wenn...???

Ach, zumindest sind wir in Sicherheit und das ist das Einzige, was zählt! Alles andere wird sich regeln!

 

 

Am nächsten Morgen sitzen wir wieder nach dem schlechten Frühstück im Garten unseres Bon Hotels und warten sehnsüchtig auf einen Anruf von Ali, versuchen uns irgendwie abzulenken, drehen Däumchen, zappen im Internet rum und ich versuche, mein Reisetagebuch auf Vordermann zu bringen. Leider funktioniert auch das nicht, denn ich komme nicht in das System, ich mache mir ein paar Notizen, damit nichts in Vergessenheit gerät.

Es wird später Vormittag... Nichts! Es wird mittags... Nichts!... Die Spannung steigt und wir schauen unerbittlich auf mein Handy, das einfach nicht klingeln will... Es wird früher Nachmittag... Nichts!...Er hat uns doch versprochen, sich so schnell wie möglich zu melden! Das ist "so schnell wie möglich" auf türkisch und wir fangen schon an, uns über die türkische Mentalität aufzuregen!...Es wird später Nachmittag... Nichts!... Und wir wählen Alis Durchwahlnummer... Nichts, niemand hebt ab!... Bald schließt der Laden und wir bitten dann doch Enim vor seinem Feierabend, bei der Zentrale in Aviclar anzurufen: Mr. Ali ist gerade in einer Besprechung und wird sich in einer halben Stunde bei Mrs. Falke melden!... Nach fast 2 Stunden um 18.30 Uhr kommt der Anruf! Endlich, wir nehmen alles zurück!

Ali druckst etwas rum, sie könnten das Problem höchst wahrscheinlich lösen, eine Dichtung bekämen sie zeitnah vom Zentrallager in Istanbul, nur der Ventilator, den könnte er nicht besorgen, aber  wahrscheinlich ist dieser nur verdreckt und man wird in der Werkstatt das Beste tun, ihn in Gang zu setzen, so dass wir unsere Reise fort setzen könnten! Freitag, allerspätestens Montag hätten wir Sally zurück, wenn alles klappt! Wir machen unseren Fall nochmals deutlich und dringlich! Ali verspricht erneut, sein Bestes zu tun!

Ein Lichtblick, der uns Hoffnung gibt! Heute ist Dienstag! Wenn wir doch nur Samstag wieder los könnten, ok spätestens Montag!

Dass der Ventilator nicht zu reparieren geht, nein den Gedanken schieben wir beiseite!

Am kleinen Hafen gönnen wir uns in einem der schönen Restaurants einen wieder einen Fisch vom Grill! Wir sind auf den Geschmack gekommen! Frisch aus dem (hoffentlich nicht verseuchten Meer), den man sich direkt an der Theke aussuchen kann, schmeckt einfach köstlich!

An diesem Abend entscheiden wir uns, weg von der Hauptstraße in eines der am Meer gelegenen Hotels umzuziehen. Entspannung am Meer! ja, das wird uns gut tun. 

Wir nehmen, zwar schweren Herzens Abschied von dem netten Kellner, der süßen Servierkraft, die trotz der Sprachbarriere uns immer mit einem Lächeln bedient hat und Abschied von unserem Engel Emin!

 

Im Hotel Selimpaşa Konağı mit Pool empfängt man uns ebenfalls freundlich und wir richten uns in dem etwas engen Zimmer für ein paar Tage häuslich ein. Man kann ja draußen auf der Terrasse am Pool sitzen und hat einen wunderbaren Blick aufs Meer!

Ein paar Treppen runter geht es zum "Strand", zum Strand ohne Sand, denn der ist zubetoniert! Die raue, helle Betonplatte reflektiert die Sonne, es gibt keinen einzigen Schattenplatz und es ist unerträglich heiß! Einige hart Gesottene liegen auf dem harten Untergrund und auch im Meer wird gebadet! So wird es auch für uns endlich mal Zeit, das kühle Nass auszuprobieren. Schnell sind unsere Badesachen geholt und angezogen, für den steinigen Zugang habe wir ja unsere Badeschuhe. Unser Bad findet aber nur bis zum Bauch statt! Die Lust am Schwimmen vergeht uns bereits nach wenigen Minuten, denn wir sind umgeben von allerhand Müll und Undefinerbarem. Von oben sah alles so schön einladend aus!

Dann eben nicht! Als Alternative begnügen wir uns eben mit dem Pool, aber der schließt gerade am späten Nachmittag, denn heute Abend findet auf dem Außengelände eine Hochzeit statt und das Personal ist mit Aufbau beschäftigt!

Morgen ist ja auch noch ein Tag! 

Die Hochzeit ist laut und typisch! Viele Gäste und viel Trubel! Eben wie eine Hochzeit! Wir werden es verzeihen, wenn wir nicht schlafen können! Man heiratet ja eben nur einmal im Leben (meistens!)

Aber ab Mitternacht scheint die Hochzeit beendet zu sein, es ist Ruhe und wir bekommen doch tatsächlich genügend Schlaf!

Ja, Morgen ist auch noch ein Tag! Und wir wollen, wenn schon nicht am Meer dann wenigstens am Pool mit Meerblick relaxen. Aber auch hier flüchten wir nach einer halben Stunde. Es ist Disko angesagt! Die wenigen Sonnenhungrigen werden beschallt, beschallt mit einer Technomusik, die sicher bis in die Stadt von Selimpaşa zu hören ist. Uns fallen von den wummerbdeb Beats fast die Ohren ab, die restlichen Gäste scheinen gefallen daran zu haben.

 

Auch drinnen im klimatisierten Restaurant mit Meerblick flimmern 2 Fernseher mit Werbung für Hochzeiten mit ein ausgezeichneten Ambiente im Selimpaşa Konağı untermalt mit türkischer Folklore Musik.

 

Mittags dann, entscheiden wir uns, nicht untätig rumzusitzen und uns über den Lärm aufzuregen. Es ist Donnerstag und bevor wir wieder nervös auf Alis Anruf warten, nehmen kurzerhand ein Taxi nach Aviclar, um Vorort nochmals vorzusprechen, vielleicht klärt sich ja heute, wie es weitergeht. Das Risiko, dass wir Ali gar nicht zu sprechen bekommen, gehen wir gerne ein.

Der Taxifahrer  benimmt sich wie die meisten anderen Verkehrsteilnehmer. Wir haben auch nichts anderes erwartet, denn wir  bekommen erneut hautnah mit, was sich so im Innenraum eines türkischen Fahrzeugs abspielt. Auch dieser Fahrer leidet unter ADHS (Aufmerksamkeitsdefizithyperaktivitätssyndrom) und ist Hektiker vorm Herrn! Vollgas geben, bremsen, andere Fahrer schneiden, nebenbei aufs Handy starren und WhatsApp versenden. Zum Glück raucht er nicht noch dazu.

Aber auch in diesem Taxi kommen wir lebend ans Ziel. Im Borousan Oto Servis herrscht das bereits kennen gelernte Treiben und  welch Glück!, Ali sitzt am Platz. Als wenn er uns bereits erwartet hat, reicht er uns mit seinem smarten Lächeln die Hand und mit dem Satz: "Good news!" fällt uns direkt der berühmte Stein vom Herzen. Ausschweifend erklärt er die technischen Dinge, während ich gar nicht zuhöre, verfolgt mein lieber Mann interessiert seinen Ausführungen. Die kaputte Dichtung, wie vermutet, wird Morgen geliefert und gleich eingebaut, der Ventilator ist gereinigt und läuft zur Zeit. das dürfte bis nach Deutschland reichen, aber versprechen kann er es natürlich nicht! Er gibt noch Tipps, was Zuhause von einer Werkstatt gemacht werden soll usw. usw.

Ich falle ihm fast um den Hals, kann mich aber gerade noch zusammen reißen!

Wir hätten da noch eine Bitte bzw. Wunsch: Um sich  morgen am Freitag nicht durch den Vorstadtverkehr Istanbuls quälen zu müssen, könnte die Maschine eventuell ins Hotel nach Selimpaşa geliefert werden? "Natürlich, selbstverständlich! Und mit einem speziellen Motorradtransport! Wir könnten auch jetzt schon unsere Rechnung begleichen, dann müssten wir gar nicht mehr kommen!"

Jetzt muss nur noch am morgigen Freitag alles genauso wie versprochen funktionieren! Dann könnten wir Samstag Richtung Bulgarien aufbrechen!

Das wäre einfach zu schön!

Noch 2 Nächte, noch 2 Hochzeiten bis Mitternacht ( das Hotel Selimpaşa Konağı ist ein beliebter Ort, um das Ja-Wort zu besiegeln!), noch 1 1/2 Tage Beschallung! Das werden wir auch noch ertragen!

Und tatsächlich, am späten Freitag Nachmittag kommt ein Transporter im "Moto Angels Moto Transport" angefahren. Die Tür des geschlossenen Lieferwagens öffnet sich und eine sicher verzurrte Sally kommt zum Vorschein! Ihr Nummernschild blitzt und der kompetente Fahrer rollt sie sogar fachmännisch raus!

Man hat sogar noch eine Art Inspektion mit Ölwechsel vor genommen. Nur den Kärcher konnte sie nicht ab, denn ihr schöner roter Lack ist blass von der Reinigung! 

Eine Woche voller Spannungen ist um!

Samstag ist es soweit und wir verlassen endlich den Ort, den wir nie vergessen werden . Noch 200 km bis Edrine, noch gut 200 km bis zum Griechischen Grenzübergang nach Kastanies!

Und manchmal kommen einem doch Engel zur Hilfe!

 

Was wird uns wohl an der Türkischen Grenze erwarten? Welche Strafen müssen wir bezahlen? 

Wir sind auf alles gefasst! Aber, was soll ich sagen ? Das ist uns egal! Wir wollen nur raus aus der Türkei und rein die EU!

Die Hauptsache, Sally wird durchhalten! Das ist das Einzige, was zählt!

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Kommentare: 2
  • #1

    Petra Berkmann (Sonntag, 30 Juli 2023 22:15)

    Hallo ihr Zwei, wenn vier eine Reise tun, dann können Sie etwas erleben. Ihr erlebt so einiges auf euren Reisen. Ich möchte nicht mit euch tauschen.
    Schön, dass Sally wieder läuft. Ich drück beide Daumen, das Sie es nach Hause schafft. Ganz liebe Grüße und gute Fahrt

  • #2

    Diana (Montag, 31 Juli 2023 23:38)

    Ich drücke euch beide Daumen, daß Sally durchhält und bin sehr gespannt, wie es euch noch auf eurer Heimreise ergeht…
    …viel Glück und keinen Grund mehr zu so viel Anspannung, damit ihr die Länder, die da noch kommen, mit ihren schönen Landschaften auch wieder genießen könnt!