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Der Anfang ist gesetzt - 4 Tage/ 4 Länder


Ein ganz normaler Sonntag Morgen  im Juni! Ich ziehe die Rollos hoch! Wow! Die Sonne scheint! Wir schlürfen unseren Kaffee im Bett. Aber heute Morgen sind wir nicht nur wenig, sondern überhaupt nicht gesprächig. Nicht weil wir noch so verschlafen sind, sondern weil das für uns gar kein normaler Sonntagmorgen ist, denn wir werden  in ein - zwei Stunden aufbrechen, aufbrechen in unsere Abenteuertour 2023 und jeder denkt jetzt so seine eigenen, persönlichen Gedanken vor sich hin., die wahrscheinlich bei uns Beiden ähnlich sind. Wir blicken in die kommenden Wochen. Was werden sie uns wohl bringen?

 

Gestern Abend haben wir noch mit unseren Kindern - die Beide zu unserem Abschied gekommen sind -  über das momentan all gegenwärtige Thema - ChatGpt und KI diskutiert. Ich könnte mir ja diese künstliche Intelligenz  für mein Tagebuch zu nutze machen! Vielleicht, nein sondern ganz bestimmt ist das die Zukunft! Das klingt verlockend: Einfach nur ein paar Eckdaten eingeben und sich genau nach meinen Vorstellungen einen Text schreiben lassen!

Mein geliebtes Reisetagebuch und ich? Nein, nein, auf keinen Fall käme das für mich in Frage. Ich will meine eigenen Gedanken formulieren und das Erlebte selbst nieder schreiben. Natürlich auch für euch, liebe Mitleser, aber in erster Linie für mich und meinen lieben Mann, um das Erlebte festzuhalten. Jeder einzelne Tag ist aus Erfahrung so einzigartig und fliegt so schnell vorüber, dass sonst nur Gedankenfetzen übrig bleiben würden. Diese Einzigartigkeit einer jeden Reise, eines jeden einzelnen Tages möchte ich in diesem Reisetagebuch fest halten. Und natürlich auch, um dieses selbst Erlebte zu verarbeiten!

Also, ihr könnt euch sicher sein, dass das Geschreibsel, was ihr hier lest  nur von mir und meinem eigenen Gedankengut stammt, inklusive Schreib- Form- und Grammatikfehler! Informationen über Länder, Regionen oder Städte hole ich mir meistens von Wikipedia.

 

Keine Ahnung, warum die übliche Hektik ausbricht, wir sind doch routiniert und es ist doch alles bestens vorbereitet. Nur noch die eine Tasche aufgeschnallt, Elektronik an und los.

Nein, halt! ... Erst frühstücken, einen zweiten Kaffee und ein Marmeladenbrötchen genießen und dann los! Ja, das genießen wir  wirklich mit der Familie!  Dann erst schnallen wir die letzte Tasche auf. Der ein oder andere Nachbar kommt noch einmal schnell rüber und wünscht uns eine gute Reise! Na, dann kann ja nichts schief gehen und wir machen uns tatsächlich auf den Weg an diesem normalen Sonntag Vormittag im Juni bei Sonnenschein.

Gut 300 km stehen heute auf dem Plan und die machen wirklich viel Spaß! Sie fliegen genau nach unserem Geschmack auf kleinen Landstraßen an uns vorbei. Über Helmstedt, wo wir wie üblich am Grab meiner Eltern Halt machen (ein schönes Ritual!), fahren wir durch Sachsen-Anhalt, Thüringen und  Sachsen. Die einzelnen kleinen Punkte aus Klatschmohn am Wegesrand werden zu einem wunderschönen roten Teppich, blaue Tupfen Kornblumen dazwischen, das ist ein einfacher Genuss und Seelenschmeichler! Einige Wiesen sind schon abgemäht und große, runde Heuballen warten auf ihren Abtransport, woanders fahren noch die Heuwender, alles riecht frisch! Die knatsch gelben Rapsfelder sind schon verblüht. Gut so! Denn diesen Geruch mag ich sowieso nicht! Eine Pause eben genau am Wegesrand dieses bunten Traums  machen den Anfang dieser Reise zu etwas ganz Besonderem.  Kreisende Greifvögel über uns und der Blick auf 2 Storchenpaare geben uns wieder gleich zu Anfang das Gefühl:  ja genau deswegen sind wir unterwegs!

Das Ziel für den heutigen Tag ist die kleine Stadt Meißen, die Porzellanstadt in der Nähe von Dresden. Ein sauberes, geräumiges, bezahlbares Apartment in einer kleinen Pension, ein kleiner Spaziergang durchs Städtchen und ein deftiges Essen runden den tag ab!

Schöner hätte der Beginn dieser Reise nicht sein können! Wer weiß, was uns auf den kommenden 10.000 Kilometern erwartet!?

Wir hätten uns ja unser Frühstück in unserer kleinen, Meißener Ferienwohnung  selbst zubereiten können, die Küche ist voll ausgestattet! Aber wir gönnen uns das kleine, aber feine Frühstücksbuffet des Hauses mit Augenzwinkern und nicht ganz ohne Hintergrund! Denn was für einen Spaß haben wir wieder, 2 hart gekochte Eier zu stibitzen und 2 Stullen für unterwegs zu schmieren! Ich weiß, ich weiß, das gehört sich  nicht! Aber ein richtig schlechtes Gewissen haben wir dabei aber auch nicht

Schnell befinden wir uns wieder im Reisemodus, im Gepäck etwas mehr als bei der Abfahrt: Ei und Wurst/Käsebrot!

Zuhause ist auch in Meißen schon weit weg! 

 

Meißen verlassen wir Richtung Südosten, umfahren Dresden großräumig, dann geht es weiter durch die Oberlausitz. Ganz so schön wie gestern ist es nicht, aber die Temperaturen sind angenehm und wir können auch hier die Landstraße genießen. Wir nehmen ein ganz kleines Stück Polen mit, um dann gleich nach Tschechien zu gelangen. Tschechien! Dort waren  wir schon unzählige Male in den unterschiedlichsten Gegenden dieses kleinen Binnenlandes. Unser Ziel heute ist die Kleinstadt Litomysl in Ostböhmen, ca. 150 km östlich von Prag. Wir kommen zunächst gut durch, finden einen netten Platz zum Verzehr unserer gemopsten Stullen und Eier bis es  kurz danach anfängt zu regnen. Vorbei ist es mit den schönen Klatschmohngedanken, denn das Fahren macht bei Regen so gar keinen Spaß und zudem ist es auch immer sehr anstrengend! Aber dieses Mal haben wir mitgedacht und nicht nur an Ausrüstung wie Regenkombi und Überzieherstiefel gedacht, sondern diese auch schon vorher vorausschauend angezogen.

Kurz vorm Ziel macht uns auch noch unsere Naviapp einen Strich durch die Rechnung! Als wenn sie uns mal wieder bewusst ärgern möchte (wir erinnern uns an letztes Jahr)! Eigentlich ist das eine sehr praktische App, genau auf die Bedürfnisse von Motorradfahrern ausgerichtet, weshalb wir sie z.B. vor GoogleMaps vorziehen. Aber mit der Genauigkeit, ins besonderem was das Finden von bestimmten Adressen angeht, hat sie es nicht so. In der Vergangenheit hat sie uns  schon oft an der Nase herumgeführt und auch dieses Mal fallen wir darauf rein! Direkt an einer Art Einfallstraße die mit Leitplanken und Mauern eingefasst ist, zeigt sie uns: "Ziel erreicht!"! Wir haben keine Chance, uns umzuschauen, geschweige denn im Verkehrsfluss zu halten. Der Regen tut sein Übriges, denn der ist mittlerweile in Sturzregen übergegangen. Am Busbahnhof finden wir einen Unterschlupf und befragen Hr. Google, der uns dann ganz souverän zur Unterkunft führt. Unser privates Apartment befindet sich in einer kleinen Seitenstraße genau parallel zur besagten Vierspurigen Straße!

Außen tropfnass aber innen trocken samt Füße checken wir ein. Die kleine Wohnung befindet sich unweit der kleinen Altstadt direkt am Flüsschen Loucna. Ein Traum, wenn die Sonne scheinen würde! Mit Regenschirm machen wir uns auf die Suche nach einem Restaurant. Aber ähnlich wie bei uns in Deutschland, haben auch hier montags die meisten Gaststätten geschlossen! Etwas zu essen finden wir dann doch noch und kehren beim einzigen offenen Lokal ein. Statt Tschechische Knödel gibt es Chinesisch!

Als ich am nächsten Morgen die Augen aufschlage, denke ich schlaftrunken: "Mist! Es schüttet noch immer!" Aber nein, es ist das Rauschen des kleinen Flusses vor unserem Schlafzimmerfenster. Die Sonne scheint zwar nicht, aber es ist trocken.  Wir improvisieren uns ein Frühstück an der winzigen Küchenzeile.

Nur im Teammodus sind wir noch nicht ganz, beim Aus- und einpacken stehen wir uns ständig im Weg oder der eine will genau das im selben Augenblick tun, was der andere auch gerade wollte. Abgenervt werfen wir uns böse Blicke zu!  Aber das wird! Wir versprechen es! Und bestimmt wird es mit jedem Tag besser! Auch mit dem Technikverständnis hapert es noch, vor Allem bei mir!  Ich vergesse schon mal das Handy mit der NaviApp in die Halterung zu packen oder den ein oder anderen Stecker von den Actioncams einzustöpseln und wundere mich später, dass die Akkus leer sind! Aber auch das wird! Wir und unser Equipment sind ja schließlich erst den zweiten Tag unterwegs. Also brauchen wir auch heute Morgen eine halbe Ewigkeit, alles aufzuschnallen und anzustöpseln - bloß kein Kabel oder Sonstiges vergessen!... Oder sind wir vielleicht nur einfach zu alt für all die Technik?... Ach! Der Gedanke ist schnell verworfen. Auf geht´s! Schließlich wollen wir heute das über 300 km entfernte Ungarn erreichen! Kreuz und quer, über große und kleine Straßen fahren wir durch Tschechien und an einem kleinen, knuffigen Grenzübergang geht es in die Slowakei. Der ein oder andere Schauer tangiert uns gar nicht, denn wir sind ja, wie vorhin erwähnt, bestens ausgerüstet. Die Regenüberziehergamaschen sind Gold wert! Ich habe ein völlig neues Lebensgefühl, das da heißt: trockene Füße!

Im Berufsverkehr müssen wir uns leider durch die Hauptstadt Bratislava quälen, zum Glück in einer Regenpause! gefühlt ist jede Ampel rot und das hält auf und wirft uns zeitlich zurück! Egal, wir haben Urlaub und müssen ja nicht zu einer bestimmten Uhrzeit an einem Ort sein!  In Györ-Menföcsanak am Rande der Großstadt Györ wartet ein Apartment auf uns! Und wie es so kommen mag, es schüttet bei unserer Ankunft wie aus Kübeln!... Und?... Es darf doch nicht wahr sein, unsere NaviApp bringt uns wieder irgendwohin, nur nicht dort, wohin wir eigentlich wollen! Mein Mann schimpft (gelinde gesagt!!!) wie ein Rohrspatz, aber auch das hilft nicht! Wir sind definitiv falsch! Wieder einmal triefendnass, oder wie man so schön sagt, begossen wie ein Pudel, spreche ich 2 Damen an und will sie nach dem Weg fragen, aber die drehen sich gleich um und tun so, als wenn sie sich nicht auskennen und zucken mit den Schultern, während mein Mann sein Handy umschaltet und mal wieder Hr. Google befragt. Hätten wir ja auch schon früher drauf kommen sollen, denn dieser nette Herr navigiert uns souverän ein paar Straßen weiter zum "richtigen" Ziel! Wir werden uns definitiv beschweren bei  der sehr beliebten Motorradnaviapp!

Spät, sehr spät kommen wir an! Eine geräumige Ferienwohnung erwartet uns, das entschädigt ein wenig und der Groll ist schnell nach einer warmen Dusche verflogen!

An einem Dienstag Abend werden am Stadtrand von Györ die Bürgersteige hoch geklappt. Zum Glück können wir uns mit einem kleinen Supermarkt, der noch auf hat, aushelfen. Auf dem Speiseplan stehen Würstel mit (seltsamen, undefinierbaren) Kartoffelsalat. Mit Hunger nach so einem Tag schmeckt auch so etwas! Ein Dosenbier dazu und wir fallen todmüde ins Bett.

Heute werde ich nicht vom Rauschen des Flüsschen wach, haha, denn hier gibt es gar kein Flüsschen! Nein, das Geräusch ist tatsächlich echter Regen, der ziemlich laut auf die Straße prasselt.

Hilft nix, das Wetter können wir, wie schade!, nicht ändern, da müssen wir eben  - mal wieder durch -! Also düsen wir bei Regen los. Hoffnung mit eingepackt, dass es im Laufe der Route und des Tages besser wird. So ganz wird unser Wunsch zwar nicht erfüllt, aber es hört immer mal wieder auf, zu regnen, aber das Nass von oben dominiert und wir werden  immer wieder von heftigsten Wolkenbrüchen heim gesucht. Von entgegen kommenden LKWs bekommen wir erschwerend all ihr Spritzwasser ab, Matschduschen inklusive!

Von ungarischen geraden Straßen brauche ich ja nichts erzählen, einzige Lichtblicke sind die vielen Storchennester in den Regenpausen, die fast jedes Dorf auf den Laternenpfählen zu bieten hat. Oft sieht man kleine Schnäbel hervorlunzen und die emsigen Eltern, die gerade dabei sind, die kleinen Mäuler stopfen.

Unser Weg führt uns am Balaton vorbei, ein Stück die Donau entlang und weiter bis zur kroatischen Grenze. Am Stadtrand von Osijek haben wir ebenfalls eine private Unterkunft gebucht, das in einem Hochhausneubau liegt. Die Vermieterin ist nett, die Unterkunft neu, komfortabel, bietet alles, was man braucht und ist vor Allem bezahlbar.

Hier ist es zum Glück trocken und plötzlich schwül warm!  Es ist das erste Mal, dass wir uns kurze Hosen und Sandalen anziehen können!

Osijek liegt im Nordosten Kroatiens am Ufer der Drau, die gut 20 km weiter in die Donau fließt. Sie ist die  viertgrößte Stadt des Landes und hat 75.000 Einwohner. Im Kroatienkrieg 1991 -1995 lag die Stadt sehr unter Beschuss der Jugoslowischen Volksarmee, hielt aber Stand. Ca. 800 Zivilisten kamen damals ums Leben.

Wir schlendern durch die Stadt, ein typisch kroatisches Restaurant finden wir nicht und kehren schließlich in eine Pizzeria am Ufer der Drau ein. Der Kellner ist super nett, die Pizza ist köstlich und das Ambiente auch. Wir sind zufrieden und schon wieder ist ein Tag um.

Was wir in den letzten Tagen zu wenig gelaufen sind, holen wir alles heute nach. Die Innenstadt ist von unserer Unterkunft fast 4 km entfernt und zum Schluss kommen gut 9 km Fußmarsch zusammen! Meine Zehen halten auch durch, was will ich mehr, aber am Ende des Tages ist der ganze Fuß dann doch sehr geschwollen!

 

 

Die ersten Tage sind gemacht, Morgen soll uns unsere Route  Richtung EU-Außengrenze, Richtung Serbien führen!

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Kommentare: 6
  • #1

    Melanie (Freitag, 09 Juni 2023 21:10)

    Liebe Sabine,
    das liest sich so abwechslungsreich und ich freu mich auf viel mehr vn euch. Genießt die Zeit und passt auf euch auf, mit Regen ist jetzt hoffentlich Schluss!

  • #2

    Heidrun (Samstag, 10 Juni 2023 01:07)

    Super Lektüre für meinen langweiligen Nachtdienst ;-)
    lasst es euch gut gehen

  • #3

    Joachim Wagner (Samstag, 10 Juni 2023 07:12)

    Eine schöne Tour habt Ihr Euch ausgesucht. Wünsche Euch ein Topcase voller schöner Erinnerungen. Recht habt Ihr!!

  • #4

    Sabine (Samstag, 10 Juni 2023 12:59)

    Hallo Ihr Beiden!
    Das liest sich für uns wie aus einer anderen Welt! Wir sitzen hier auf Moen bei Sturm (heftig), aber im Sonnenschein! Gute Fahrt!!!

  • #5

    Maik und Elke (Samstag, 10 Juni 2023 14:52)

    Hallo ihr zwei, da seid ihr schon gut voran gekommen. Das Wetter spielt verrückt. Bei uns ist Hitze und am Balkan regnet es. Aber ihr seid ja diesmal gut ausgestattet mit Regenkleidung. Weitere spannende Etappen und gute Fahrt. Liebe Grüße von Maik und Elke

  • #6

    Christian Hammann (Montag, 12 Juni 2023 17:08)

    Liebe Freunde
    Wieder spannend und der Regen muss ja auch mal aufhören.. Umarmung Chrischaaan