Vorbereitungen und die allgemeine Hektik einer bevorstehenden großen Reise

Pünktlich eine Woche vor Abreise überfällt mich eine Art Panik und eine gewisse Unruhe macht sich in mir breit! Hilfe, es ist noch so viel zu erledigen, einzukaufen, Haus, Hof und Garten abfahrtfein herzurichten! Bloß nix vergessen! Ich versuche mich mit dem Gedanken zu beruhigen,  dass wir ja alte, routinierte Reisehasen sind. Und so ganz kann ich mich auch noch nicht auf die große, kurz bevorstehende Tour einlassen, denn ich stecke ja auch noch im Arbeitsalltag und die Arbeit in meiner Praxis nimmt mich noch voll ein. Schließlich will ja unsere Urlaubskasse gefüllt sein.

Dafür scheint mein lieber Mann alles im Griff zu haben. Nein, nicht scheint alles im Griff zu haben, sondern er hat tatsächlich alles im Griff und vor Allem hat er die Ruhe weg. Die meiste Zeit verbringt er nun  am PC, um an der Route zu tüfteln und schon einmal die ersten Übernachtungen zu checken und vorzubuchen. Selbst unser Picknickset ist vorbereitet, inklusive Salzstreuer (den wir natürlich, für die eventuell gemopsten, hart gekochten Eier von dem einen oder anderen Frühstück, brauchen). Selbst die kleinen Kaffeefilter Marke Eigenbau für unsere lebenswichtige Reisekaffeemaschine hat er zurechtgeschnitten! Wow!

Die Garage ist nun wieder wieder zu seinem Lieblingsort auserkoren. Harry und meine alte Lady Sally hat er bereits aus dem Winterschlaf geweckt, die ersten Runden haben wir auch schon längst hinter uns, aber es wird wieder geschraubt, gewartet, geölt, geschmiert, vom Ölwechsel bis hin zu neuen Reifen. Ach, was bin ich stolz auf meinen lieben Mann, der uns so manche Werkstattkosten spart und abends glückselig am Abendbrottisch berichtet, was er unseren beiden Schönen in der Garage Gutes getan hat und so mancher Ölfleck sein T-Shirt  ziert. Sogar Sally  bringt er mit ihren 93.000 km (für alle Nichtmotorradfahrer: das sind mächtig viele Kilometer für ein Motorrad!) samt ihren Blessuren von den letzten Stürzen und Umfallern fast mängellos durch den TÜV.  Gewienert und poliert stehen die Beiden nun da und warten auf uns  bis wir bereit sind, sie wieder auf ein unbekanntes Abenteuer zu nehmen. 

Ach ja, wo soll es denn eigentlich hingehen? Die politischen Lagen in Europa und der Welt bieten einem da ja momentan nicht so viel Raum.

Hatten wir doch nach unserer zweiten großen Russlandtour auf großen Umwegen bis zum Nordpolarmeer nach Murmansk auch für das Jahr 2020 große Pläne: Der Baikalsee im fernen Sibirien. Aber dann kam erst Corona und dann dieser schreckliche Angriffskrieg auf die Ukraine. Wir hatten sogar kurz die Gedanken, es dennoch zu wagen. Denn Visa soll man angeblich relativ problemlos bekommen. Aber was nutzt einem ein Visum, wenn man im Land kein Geld bekommt. Durch die Sanktionen sind alle westliche Bankkarten gesperrt, so dass man  einen Batzen Bargeld in der Tasche haben müsste.  Auch wenn wir oft die Augen zudrücken, wenn es um Politik und unser Verständnis dafür geht, nee, nee, aber  eine Reise nach Russland ist definitiv ein NoGo!

Aserbaidschan wäre auch noch einmal ein Wunsch. 2019 hat uns dieses Land so fasziniert, dass wir das gerne noch einmal intensiver bereisen würden. Nein, das geht auch nicht, denn Aserbaidschan soll alle Landesgrenzen nach wie vor geschlossen halten, aus welchen Gründen auch immer! Die Aserbaidschanischen Botschaft teilt uns ebenfalls auf Nachfrage mit: Alle Landesgrenzen sind geschlossen, Einreise nur auf dem Luftweg möglich!

Auch der Iran stand einmal auf unserer ToDo-Liste. Unzählige Videos haben wir mit großem Interesse verfolgt. Ob der angespannten Lage hat das Auswärtige Amt schon Anfang des Jahres eine Reisewarnung ausgesprochen und alle Deutschen aufgefordert, das Land zu verlassen. Jetzt ist schon fast wieder ein halbes Jahr vergangen, man hört nicht mehr viel. Wollten wir es trotzdem wagen? Aber schnell haben wir diesen Gedanken wieder verworfen,  so kurzfristig bekämen wir sowieso kein Visum, Dauer der Bearbeitung mindestens 6-8 Wochen.

So holen wir das nach, was wir letztes Jahr verpatzt haben. Ja, verpasst auch, aber verpatzt ist wohl eher der bessere Ausdruck. Die meisten von euch  kennen die Geschichte unserer missglückten Reise 2022...

Unser erstes, etwas größeres Ziel soll der Ohridsee in Albanien sein, den sich Nordmazedonien und Albanien teilen. Kennen wir doch schon die Nordmazedonische Seite und die war so schön, dass wir auch die Albanische kennen lernen möchten. Auf dem Weg dorthin wollen wir auch den Kosovo streifen. Der Kosovo ist das einzige Balkanland, was noch in unserer Sammlung fehlt. Nicht von Serbien anerkannt, brodelt es auch dort seit geraumer Zeit politisch, zumindest im Norden des Landes. Vor ein paar Tagen wurden bei Auseinandersetzungen über 30 Kfor-Soldaten verletzt. Gerade ist auch dieser Konflikt sehr präsent in unseren Medien und das auswärtige Amt rät von Reisen in den Norden ab. Wir beobachten das Ganze und werden spontan entscheiden! Über Griechenland wollen wir dann über die neue Dardanellenbrücke in die Türkei Richtung Izmir, die Kalkterrassen von Pamukalle mitnehmend und weiter an die Mittelmeerküste Richtung der  Touristenhochburg Antalaya fahren. Tja, und dann quer durchs Land, vielleicht das Euphrattal streifen bis in den ganzen Osten Ostanatoliens. 

Natürlich haben wir nach dem erneuten Wahlsieg Erdogans unsere ganz eigenen moralischen Bedenken. Aber letztendlich: Wir versuchen, wie immer möglichst unpolitisch zu sein. Unter dem Aspekt unseres Demokratieverständnisses könnte man momentan fast nirgends auf der Welt hin!

Armenien, auch so ein Ziel, was noch auf unserer Liste steht, soll dann unser Endziel sein. Und ohne die Türkei kämen wir dort gar nicht hin. Obwohl Armenien eine ziemlich lange Grenze mit der Türkei hat, scheinen auch hier die Grenzen immer noch seit Anfang der Neunziger Jahre geschlossen zu sein. Wir haben zwar einige vertrauensvolle Artikel gelesen, in denen es hieß, die Türkei öffnet für den Touristenverkehr seine Grenzen zu Armenien. Aber Infos vom Auswärtigen Amt lassen uns annehmen, dass die Grenzen weiterhin geschlossen sind. Auch hier werden wir sehen. Der Umweg über Georgien ist bereits eingeplant. 

Sollten wir also unser Endziel erreichen, werden wir sehen, ob wir den Rückweg über die türkische Schwarzmeerküste antreten werden oder vielleicht auch mit der Fähre von Batumi in Georgien nach Bulgarien schippern. 

Alles, also die gesamte Reise ist ein Kann, kein Muss, jederzeit mit der Option, eine andere Route zu nehmen oder umzukehren. Wer uns kennt, weiß aber, wie zäh wir sein können. Auch den nötigen Mut haben wir und Ausdauer! Durchbeißen können wir uns ebenfalls!

Es wird also, wie immer, spannend!

Harry und Sally warten und ich bin wie immer etwas panisch!