Ein nasses Finale und zwei Weltkulturerbestädte
Die Heimat rückt immer näher! Je weiter wir Richtung Norden rücken, desto mehr fühlt es sich nicht nur so an, sondern ist tatsächlich auch so.
Aber mehr als 1000 km trennen uns dann doch noch von Zuhause! Und auf den letzten Kilometern warten bestimmt noch interessante Motorradmomente auf uns!
Von Icici bei Opatija in der Nähe von Rijeka brechen wir auf Richtung Norden. Die ganze Nacht hat es wie aus Kübeln geschüttet und wir haben schon Befürchtungen, dass es am Morgen so weiter gehen wird. Aber nein, die Sonne blinzelt sogar zwischen den Wolken hervor. Also, ein schnelles Frühstück und ab auf die (noch) trockene Straße!
Vor Rijeka biegen wir ab in die Berge und nach wenigen Kilometern verlassen wir bei Rupa Kroatien. Die Schlange am großen Grenzübergang ist zwar lang und voll mit deutschen Urlaubern, die so wie wir Richtung Heimat fahren, aber wir mogeln uns mit unseren Zweirädern ein wenig durch.
Slowenien mit seinen gut 2 Mio. Einwohner ist das wohlhabendste Land des ehemaligen Jugoslawien und DER Newcomer unter den Urlaubsändern in Europa! Egal ob in der Tageszeitung oder in den sozialen Medien liest und hört man von diesem Land, dass mit Slogans wie: "Slowenien: Highlights in der Natur" oder "die 8 besten Campingplätze in Slowenien", umworben wird. Ob Wandern, Klettern, Schwimmen, Radfahren oder auch Rafting und Wildwasserpaddeln, Naturliebhaber kommen auf ihre Kosten. Slowenien wartet mit einer atemberaubenden Natur aus Bergen, Seen und einer kleinen Mittelmeerküste auf.
Wir aber reisen quer durch. Vielleicht wird es ein anderes Mal unser Highlight sein.
Wir fahren über kleine Landstraßen, durch Dörfer, kleinere Städtchen und über Berge. Eine wunderschöne Natur offenbart sich uns trotz des verhangenen Himmels. Sattes Grün auf den Wiesen und den Kuhweiden! Auch die kleinen Landstraßen sind gut ausgebaut und es gibt viele Parkplätze mit Sitzmöglichkeiten, die zu einem Picknick einladen. Alles ist blitzeblank, keine überfüllten Mülleimer oder achtlos umhergeworfener Unrat! So macht das Fahren richtig Spaß! Leider zieht sich der Himmel immer weiter zu und bei einem Tankstopp flüchten wir uns unter eine Tanne als es anfängt zu regnen, erst leicht, dann immer stärker werdend, um dann wieder weniger zu werden. Aufhören will es nicht, also setzen wir unsere Reise fort, wir sind das Nass von oben ja mittlerweile gewohnt. Dann müssen wir noch ausgerechnet bei diesem Wetter durch den Hauptstadtverkehr von Ljubljana!
Und täglich grüßt das Murmeltier! Es ist kalt, wir sind nass usw.usw.! Unser Ziel erreichen wir aber doch immer! Kurz hinter Dravograd (zu Deutsch Unterdrauburg), der Grenzstadt und ein paar Meter vor der österreichischen Grenze haben wir ein Zimmer in einer kleinen Pension mit Restaurantbetrieb reserviert. Wir erwarten nichts Besonderes und haben gar keine großen Erwartungen an einem an einer Haupt- und Durchgangsstraße gelegenen Hotel. Wir dürfen doch mal wieder angenehm überrascht werden! Das Personal ist super freundlich und spricht deutsch, unser Zimmer unter dem Dach ist total gemütlich eingerichtet und supersauber. Das Restaurant ist gut besucht, was auf gutes Essen hindeutet. Hier wird Internationales serviert: Burger & Co. Wir lassen es uns schmecken und fallen total müde in unsere Dachgeschossbetten.
Ein gutes und deftiges Frühstück, serviert von einem freundlichen Kellner, etwas Sonnenschein dazu und wir sind bestens gelaunt als wir Slowenien schon wieder verlassen. Kleiner Grenzverkehr, keinerlei Kontrollen. Wir fahren zunächst durch Kärnten, dem südlichsten Bundesland Österreichs, wir erklimmen nicht ganz so hohe Berge der Ostalpen, die Straßen sind leer und es lässt sich wunderbar fahren. Wir fahren durch Liezen im Ennstal in der Steiermark, durch die Gemeinden Hohentauern und St. Gallen weiter nach Oberösterreich. In Steyr machen wir Rast an einer Tankstelle, bzw im Bistro der Tankstelle, denn .... das Murmeltier grüßt.... es ziehen schon wieder bedrohlich dunkle Wolken auf. Wir machen uns wetterfest so gut es geht.
So manch einer wird sich spätestens jetzt fragen: "Sind die doof, haben die keine Regenkombi dabei?" Die klare Antwort lautet: "Ja, sind wir!" Unsere Regenkombis haben wir Zuhause gelassen in der - falschen Annahme - es wird schon nicht so schlimm, denn unsere eigentlich wetterfesten Sachen halten ja sonst immer gut Schauer ab. Schauer ja, Unwetter und Dauerregen, das erfahren wir gerade schmerzlich, eben leider nicht! Regenkombis zusätzlich wären schon sehr sinnvoll gewesen! Auch gibt es wasserdichte Überziehschuhe für nicht wasserdichte Stiefel! Die Annahme: "Ach, mal ein Schauer macht nichts!", war definitiv falsch. Bestraft sind wir also genug, ob wir wollen oder nicht, da mussten und müssen wir weiterhin durch! An Abbruch mit direktem Weg nach Hause denken wir dennoch nicht.
Also, es hilft nichts, wir fahren weiter Richtung Tschechische Grenze. Und grad als unser Navi uns durch die Hauptstadt von Oberösterreich Linz führt - wie kann es anders sein? - schüttet es und schüttet und schüttet! Es macht besonders viel Spaß durch dichten Großstadtverkehr zu fahren, über nasse Straßenbahnschienen zu holpern, aufzupassen, dass man nicht weg rutscht und ständig an roten Ampeln zu halten!
Richtung Tschechien wird es wenigstens etwas heller und es nieselt nur noch, Grenzkontrollen gibt es auch hier an dem kleinen Grenzübergang Studánky nicht.
Wir sind stinksauer mit unserer NaviApp, die meint nämlich, uns noch bei Nieselregen schöne, kleine, einsame, bewaldete Südböhmische Sträßchen zeigen zu wollen. Anstatt auf der Hauptstraße zu bleiben, folgen wir ihr brav!
Ach ihr wisst ja noch gar nicht, was unser Ziel am heutigen Tag ist! Von Maik und Elke haben wir den Tipp bekommen, uns Krumau an der Moldau anzuschauen. Da uns unser Weg sowieso dort entlang führt, haben wir dort mal wieder eine Ferienwohnung gebucht! Krumau erreichen wir spät, durchnässt und übelst gelaunt. Eine nette Vermieterin, ein sauberes, geschmackvoll eingerichtetes absolut ruhiges Apartment oberhalb der Altstadt, was alles hat, was wir brauchen, hebt doch sofort wieder unsere Stimmung. Wir hängen direkt noch einen Tag dran, nicht nur zum Ausruhen, denn es gibt in Krumau, die gleichzeitig UNESCO Weltkulturerbestadt ist, eine Menge zu sehen.
Von Krumau an der Moldau oder auch Český Krumlov haben wir schon einmal gehört, aber so richtig können wir damit nichts anfangen. Wir scheinen die Einzigen zu sein, die bisher noch nicht viel von diesem Städtchen gehört haben, denn, vor Allem große asiatische Reisegruppen schieben und drängeln sich durch die schöne Altstadt, wir hören aber auch die amerikanische Sprache und natürlich dürfen deutsche Touristen so wie wir auch nicht fehlen! Zum Glück verläuft sich alles ein wenig und auch wir können staunen und genießen. An unserem freien Tag scheint sogar mal die Sonne! Das Schloss ist nach der Prager Burg der zweitgrößte historische Bau in Tschechien und ist wirklich imposant. Die Mantelbrücke, das Rathaus und die Marien Säule sind ebenfalls sehr sehenswert. Touristen können in einem Kanu entweder selbst um die Altstadt paddeln oder sich auf einem großen Floß von einem Führer vom Wasser aus die Stadt erklären lassen. Aber am meisten haben es uns die kleinen, verwinkelten Gässchen mit den restaurierten Häusern, kleinen Geschäften und Restaurants angetan. Leckere böhmische Küche rundet unseren Besuch in dieser einzigartigen Stadt ab.
Eine weitere Wissenslücke ist nun gefüllt. Krumau mit seiner Moldauschleife muss man einfach gesehen haben!
Unser vorletztes Ziel liegt noch einmal in Tschechien. Ausgewählt haben wir ein Pensionszimmer in der Bäderstadt Franzensbad, wo wir gerne noch einmal 2 Tage bleiben würden, entscheiden uns aber kurzfristig nur für eine Nacht. Schuld daran ist mal wieder das liebe Wetter, deren Vorhersage wir genaustens beobachten. Übermorgen soll es den ganzen Tag wie überall und auch in ganz Deutschland regnen. Wir haben kräftig die Nase voll von all diesem Regen.
Franzensbad erreichen wir recht früh und - man staune! - trocken! Františkovy Lázně liegt im Bäderdreieck in Westböhmen wenige Kilometer von der deutschen Grenze entfernt, und ist sozusagen die kleine Schwester von Karlsbad und Marienbad und dementsprechend weniger bekannt. Aber auch sie zählt zum UNESCO Weltkulturerbe. Sie wurde 1793 von Kaiser Franz II gegründet, gehörte nach dem ersten Weltkrieg zur neu gegründeten Tschechoslowakei und wurde 1938 dem deutschen Reich angegliedert. Nach dem Zusammenbruch der kommunistischen Herrschaft wurde das verstaatlichte Eigentum reprivatisiert. Seitdem zieht die Stadt jährlich viele, vor Allem deutsche Kurlauber an. Viele Kliniken werben um Kurgäste u.a. zur Behandlung von Arthrose oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Dem Wasser der Franzensquelle sagt man nach - wie alle anderen Quellen - eine heilsame Wirkung zu haben. Wir schlendern durch Stadt, haben vielleicht sogar den Altersdurchschnitt, fahren einmal mit der kleinen Bimmelbahn und essen, wie kann es anders sein? wieder sehr lecker böhmisch.
Die nette Wirtin von unserer Pension verabschiedet sich mit Handschlag, das Zimmer war ordentlich und sauber, und wir brechen auf zu unserem letzten Ziel. Die gesamte Strecke bis nach Hause wollen wir nicht in einem durchfahren und entscheiden uns, im thüringischen Sömmerda Halt zu machen.
Von Franzensbad ist es bis zur deutschen Grenze nur ein Katzensprung, es ist trocken. Wir tanken - es lohnt sich - noch in Tschechien und setzen unsere letzten Kronen in Honig um. Keine Ahnung, wie oft wir Tschechien schon besucht haben und es war bisher in jede unserer Reisen integriert. Etwas unnahbar aber stets freundlich hat es uns empfangen mit einer schönen Natur und interessanten kleinen Städten. Keine Frage, wir kommen bestimmt wieder!
Zum Glück empfängt uns unsere Heimat trocken und weit bis Sömmerda ist es auch nicht. Im Hotel Balkan, passend zu unserer diesjährigen Tour, haben wir wohl weislich gleich 2 Tage gebucht. Ein netter Wirt, der mit einer Bulgarin verheiratet ist, empfängt uns und im gleichnamigen Restaurant essen wir typisch bulgarisch! In Bulgarien haben wir auch stets gut gegessen - wer kennt nicht den berühmten Shopska Salat? - aber mangels Sprachkenntnisse, blieb uns meistens so ein Essen wie hier verwehrt.
Die Wettervorhersage hatte Recht, am nächsten Tag gibt es Dauerregen. Sehr gute Entscheidung, heute nicht zu fahren! Durch Sömmerda spazieren wir mit Regenschirm, essen Kuchen in einer Bäckerei mit freundlicher Bedienung und finden sogar die ein oder andere Kleinigkeit zum shoppen!
Morgen soll es wieder besser werden und wir haben die Chance, trocken nach Hause zu gelangen!
Das war es dann mit unserer Reise 2022! Anders als ursprünglich geplant, blicken wir nun trotzdem auf fast 6000 km spannender Motorradmomente zurück, manch gefährliche und knifflige Situation haben wir gemeistert und Wetterkapriolen, die hätten nicht extremer sein können!
Ich bin glücklich, dass ich mich nach dem Unfall wieder auf meine Sally getraut habe und sie samt meines lädierter Fußes alles tadellos mit gemacht hat.
Vor Allem aber bin ich meinem lieben Mann dankbar, der mich immer motiviert hat und geduldig war, auch wenn ich mal nicht mehr wollte und konnte!
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Heidrun (Mittwoch, 14 September 2022 18:56)
Well done!❤️
Erwin (Mittwoch, 14 September 2022 19:45)
Sehr tolle Motorradmomente - sehr nett und gut erzählt.
Ich hoffe, es gibt wieder tolle Videos von der Tour.
Saša (Mittwoch, 14 September 2022 23:55)
Sehr schön.
Maik und Elke (Montag, 19 September 2022 07:28)
Hallo Ihr Zwei, schön das ihr gesund zu Hause angekommen seid. Es war wieder schön mit dem Newsletter dabei gewesen zu sein. Wir sind nun auch auf dem Heimweg. Wir hören voneinander. Liebe Grüße von Maik und Elke