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Samara - Kasan



Kasan, Hauptstadt der Tataren


Heute liegen knapp 400 km vor uns, daher brechen wir relativ früh und zügig auf. Leider hat der Wetterberichtmal wieder Recht. Als wir Samara verlassen, ist es noch trocken und angenehm warm und auf der Strecke können wir uns noch an ein paar leuchtend gelbe Sonnenblumenfelder erfreuen. Aber kaum haben wir die Republik Tartastan erreicht, fängt es zunächst mit Nieselregen an und es wird merklich kühler. Wir machen alle Schotten dicht, unsere Kleidung hält ja Einiges ab und so`n bisschen Niesel kann uns nichts. Wir überqueren die dicke Wolga. So im Dunst sieht sie allerdings etwas traurig aus und uns macht das Wetter etwas melancholisch. Trotz voller und nasser Straßen lässt es sich gut fahren und wir bleiben auf der Haupttrasse. An der Landesgrenze machen wir für eine kurze Fotosession halt.

Die autonome Republik Tartastan, ist eine der Bevölkerungsreichsten und Eigenständigsten der autonomen Republiken. Ca. 50 % sind Moslime, die nächstgrößere Glaubensrichtung ist Russisch-Orthodox. Das Zusammentreffen mehrer Kulturkreise und Religionen macht diese Region ziemlich einzigartig! Die Hauptstadt Kasan, unser heutiges Ziel, ist ein gutes Beispiel dafür. Hier schaffen es die Menschen trotz ihrer Diversität friedlich nebeneinander her zu leben. Hier gibt es auch keine Kontrollen wie in den südlichen, unruhigen Kaukasusrepubliken.

Das Land wirkt sauber und aufgeräumt. Selbst die Straßen, so empfinden wir, sind in einem besseren Zustand als in anderen Landesteilen.

Als wir Kasan erreichen, macht der Regen nur eine kurze Pause und nachdem wir unser Hotel betreten haben, fängt es erneut an und ein Sturzregen geht los, der in Dauerregen übergeht und den ganzen Abend nicht aufhören will. Wir verschaffen uns trotzdem zu Fuß einen ersten Überblick. Überall in "östlichen" Ländern geht der ganze Regen nicht wie bei uns in die Kanalisation sondern direkt auf die Straßen und Gehwege, die gleich in Form von großen Seen unterspült sind. Autos fahren durch riesge Pfützen und wenn man als Fußgänger nicht gleich zur Seite springt, bekommt man nicht nur von oben geduscht. Beim Laufen muss man aufpassen, wo man hintritt und Straßen überquert man fast schwimmend. In meinen Schuhen quotscht es bei jedem Schritt und meine Zehen sind von dem vielen Wasser ganz schrumpelig.

Unser Abendessen nehmen wir im Hotelrestaurant ein und begeben uns früh zu Bett.

Die Nacht hat es durch geregnet und auch am Morgen prasselt es weiter. Wir haben ja einen weiteren freien Tag und sind froh, dass wir nicht fahren müssen. Gegen Mittag klart es ein wenig auf, so dass wir doch trockenen Fußes die Stadt erkunden können. Es ist ziemlich kalt für die Jahreszeit, in der Spitze gerade mal 16 Grad. Solche Temperaturen haben wir erst in Karelien erwartet! Die Zeit des Schwitzens, der kurzen Hosen und Sommerkleider scheint wohl vorbei zu sein! Wir packen um und holen unsere dicken Sachen aus unseren Koffern. 

Kasan, mit ca. 1,2 Millionen Einwohner Hauptstadt der Republik und bekannt durch seinen Kreml. Einen Kreml, so sei es hier noch einmal erwähnt, gibt es nicht nur in Moskau. Ein Kreml ist ein befestigter Stadtkern/eine Festung mehrere russischer Städte. Der Kasaner Kreml ist Weltkulturerbe, beherbergt u.a. die Kul-Sharif-Moschee, die Mariä-Verkündigungskathedrale, den Surumbike-Turm und ist Sitz der Regierung. Hier treffen Okzident und Orient aufeinander! Die Zwiebeltürme leuchten neben der Moschee. Es scheint ein Geheimrezept zu sein, dass hier die Menschen friedlich zusammen leben. Wir lassen alles ziemlich lange auf uns wirken.

Kasan ist auch  Austragungsort der Fußball-WM im letzten Jahr gewesen Wir machen noch einen Spaziergang an der langen, neuen, angesagten Promenade, die, so vermuten wir, vielleicht deswegen gebaut wurde. Die Sonne blinzelt sogar ein wenig  durch die Wolken und wir genießen ihre Strahlen.

Wir wollen noch mehr von dieser tollen Stadt sehen und entdecken ein Zelt, auf dem in großen, unübersehbaren Lettern das Wort TOURIST-INFORMATION steht. Das klingt international, vielleicht können wir hier ein paar mehr Infos in englischer Sprache erhalten. Aber die junge Frau hinter dem Tresen ist leider keiner Fremdsprache mächtig und zuckt nur mit ihren schmalen Schultern. Auch der Googleübersetzer hilft nicht weiter.  Schade! ... Die Touristinformation scheint dann doch keine Touristinformation zu sein, zumindest nicht für ausländische Touristen. So ganz weltoffen ist man hier dann doch wohl leider nicht.

Wir erblicken an einer Haltestelle so einen doppelstöckigen, bunten Touristenbus, wie es sie überall auf der Welt gibt und helfen uns selbst weiter. Hier bekommen wir das, was wir suchen, eine zwar sehr teure aber mit einem Audioguide sogar in Deutsch ausgestattete Stadtrundfahrt! Und wir fahren das ab, was wir nie hätten ablaufen können! 

Ziemlich platt vom Tag, essen wir erneut zu Abend im Hotel. Gerne hätten wir den Abend entspannt und leise ausklingen lassen wollen. Aber da kommt sie prompt, die Beschallung auf höchster Ebene. Oh, das hatten wir schon fast vermisst! In keinem Club könnte es lauter zu gehen. Selbst der Kellner muss uns anschreien. Ein nicht mehr so ganz junger Sänger ohne Band, dafür ausgerüstet mit Laptop ist wohl engagiert, die Gäste bei Laune zu halten, denn denen außer uns scheint es zu gefallen, sie wippen im Sitzen und im Takt in die Hände.  Er gibt aber auch echt sein Bestes und schmettert in Mikrofon, was das Zeug hält, von "Adriano Celentano" bis "Modern Talking" ist alles dabei!  In seinem grauen Anzug steht er stocksteif da , liest vom Monitor ab, denn textsicher ist er nicht. Auch das zählt nicht! Für unsere Ohren ist das doch etwas zu laut, zu unprofessionell und viel zu wenig unser Musikgeschmack. Unterhalten können wir uns eh nicht und fürs Blogschreiben fehlt mir die nötige Konzentration. So betreiben wir noch eine kleine Millieustudie, jeder so in seinen eigenen Gedanken, aber es macht dennoch Spaß, die anderen Gäste zu beobachten. Russland, du bist soooo anders!

Vollgedröhnt mit schlechter Musik, verziehen wir uns zeitig auf unser Zimmer!

 

Kasan, aber eindeutig ein Highlight! Schöne, tolle Stadt mit dem einzigartigen Kreml. Gar nicht auszumalen, wie es bei wärmeren Temperaturen und Sonnenschein gewesen wäre!

Kommentare: 2
  • #2

    Volodymyr Myroniak (Freitag, 02 August 2019 21:24)

    Ich wünsche euch noch Gute Reise.

  • #1

    Volodymyr Myroniak (Freitag, 02 August 2019 21:22)

    O, Sabine, du siehst ja müde aus... Die Stadt sieht sehr schön aus.