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Aserbaidschanisch/Russische Grenze - Astrachan (RUS)



Dagestan, eine (zu) kurze Zeit in der kleinen Kaukasusrepublik


Da stehen wir nun an der aserbaidschanisch/russischen Grenze, genauer gesagt, an der Grenze zur Russischen Teilrepublik Dagestan!  Dagestan! Viele von euch haben vielleicht noch nie etwas von diesem Flecken Erde gehört. Dagestan, übersetzt heißt es Bergland und  mit der Hauptstadt Makhachkala ist sie die südlichste Teilrepublik Russlands. In dieser kleinen Vielvölkerrepublik spricht man 30 Sprachen und über 80 Dialekte. Man sagt, manche benachtbarte Dörfer können sich nicht einmal untereinander verständigen. Über 90 % der Bevölkerung sind Muslime und in den Bergregionen sollen noch achaiische Verhältnisse herrschen, wo Sippen und Familien das Sagen haben. Dagestan reiht sich ein in die Länder der unruhigen Kaukasusregion.  Sie liegt gleich "rechts von Tschetschenien" und war somit auch in die 2 Tschetschenien-Kriege involviert. Bis vor ein paar Jahren gab es noch zahlreiche terroristische Anschläge in Dagestan, seit geraumer Zeit ist es aber friedlich. Das auswärtige Amt rät immer noch nach Reisen in diese Region ab.

Uns soll sie "nur" als Durchreise mit zwei Übernachtungen dienen. Derbent, älteste Stadt Russlands, ist unser nächstes Ziel und soll auch kleines bzw. kurzes Highlight unserer Reise sein. Wir werden sehen, die Zeit war viel zu kurz in diesem wunderbaren Land...

Zunächst einmal wollen wir aber aus Aserbaidschan ausreisen und das geht nicht einfach nur so: Raus aus dem Land und gut! Nein, nochmals müssen wir für den Zoll unsere Koffer öffnen. Als ob wir etwas außer Landes schmuggeln wollten! Dann schickt man uns kreuz und quer von Schalter zu Schalter. Was man da eigentlich von uns will, erschließt sich uns leider nicht, aber die Zöllner sind freundlich, es geht fließend und relativ schnell! Wir wollen uns nicht beschweren. Nochmal Pass abstempeln und das war´s.

Dann kommt er, DER Grenzübertritt ins größte Land der Welt! Vom letzten Jahr noch in so schlechter Erinnerung (wer mag kann im Reisetagebuch 2018 nachlesen: Ukraine - Russland), sind wir auf Alles eingestellt und rechnen damit, viel Zeit hier verbringen zu müssen. Es ist zum Glück nichts los, nur ein paar PKWs sind vor uns. Wir wissen, das muss aber auch nichts heißen. Es ist warm, aber nicht zu heiß und so lässt es sich wenigstens temperaturmäßig aushalten.

Ich kann es noch gar nicht fassen, wir stehen wirklich an einer für Westeuropäer ziemlich unbekannten Grenze ! Am Fluss Samur, der die Staaten Aserbaidschan und Russland trennt!

Wir haben schon so viel durch, über 5000 km und mehr als 3 Wochen liegen hinter uns, aber das Meiste haben wir noch vor uns, über 4 Wochen und knapp 10.000 km!  Wenn man uns denn einreisen lässt, werden wir ab jetzt die meiste Zeit hier im so krontrastreichen Putinland verbringen. Ich checke vorsichtshalber nochmal, ob ich tatsächlich meinen Reisepass mit dem Visum dabei habe und bemerke, dass ich recht nervös bin. Während ich mit zittriger Hand den Reißverschluss meines kleinen Tankrucksacks öffne und erleichtert meine Dokumententasche erblicke, schleicht schon mal ein bewaffneter Grenzer um unsere Motorräder. Die Kalaschnikow hängt lässig mit dem Gewehrlauf nach unten auf seinem Rücken. Anscheinend ist er nur an unseren Maschinen interessiert, guckt neugierig, zwinkert uns zu und nickt. Es scheint sich rum zu sprechen und während wir da so stehen, kommt der ein oder andere in Camouflage gekleidete Mitarbeiter der Grenzstation vorbei. Freundliches Nicken: "oh, BMW!" und Daumen hoch.

Die Passkontrolle ist schnell abgehakt und wir dürfen direkt zum Zoll vorfahren. Zur Vorsicht habe ich einen "Prototyp" vom Zollformular der Einreise vom letzten Jahr, welches ich einfach als Souvenir behalten hatte, dabei. Jetzt soll es als Vorlage gelten, damit uns nicht die gleichen Fehler der letzten Einreise passieren.

Das Procedere beginnt!  Motor aus, absteigen und wir bereiten uns innerlich darauf vor, dass man den Inhalt unserer Koffer genauesten inspizieren will. Der Zöllner bedeutet uns, dass wir Topcase und Tankrucksack öffnen sollen. Ich ziehe die Zündschlüssel, öffne, wie mir befohlen, mein Topcase.  Er schaut nur hinein, stochert etwas lustlos im Inhalt rum und als ich meine Packtasche mit den Campingstühlchen schon mal abschnallen will, winkt er ab. Auch ein kurzes Öffnen der Koffer reicht ihm. Er will nicht einmal in meiner Schmutzwäsche rum wühlen und auch meine Medikamententasche ist dieses Mal uninteressant! Ein Blick zur Seite zu meinem Mann, bei Bert das Gleiche! Wir sind erstaunt und erleichtert zugleich, keiner will irgend etwas genauer sehen. Am Schalter dann gibt man uns die Zollformulare. Ich sehe ein Blatt Papier mit kyrillischen Buchstaben! Oje! Ich will schon mein Beispielformular rauskramen, da kommt ein älterer, grau haariger, freundlich lächelnder Beamter auf uns zu und nimmt uns förmlich an die Hand. Er spricht sogar ein wenig Englisch und zeigt, was wir, wohin zu schreiben haben. Und Zack!  In null koma nichts sind die Formulare ausgefüllt. Er nimmt sie an sich und bringt sie persönlich seinem Kollegen am Schalter. Dieser checkt alles, blickt prüfend von oben nach unten, Stempel drauf und wir dürfen passieren! Wir sind völlig perplex vor so viel unerwarteter Freundlichkeit. Es scheint etwas dran zu sein, dass in Dagestan die gastfreundlichsten Menschen Russlands leben sollen. Die Beamten haben es schon einmal vor gemacht.

Wir fahren durch einen Korridor, rechts und links Stacheldraht, Barrieren von Pollern und Panzersperren, dann öffnet sich ein Eisentor und der Grenzbereich spuckt uns aus.

Ein kurzes Innehalten, wir sind da! "Привет (Privet) "Hallo Russland, hallo Dagestan" . Entspannt starten wir durch Richtung Derbent. Weit ist es nicht mehr.

Wir passieren zwar viele Checkpoints, werden aber freundlicherweise nicht kontrolliert. An den Anblick der vielen Kontrollstellstellen mit den vielen bewaffneten Uniformierten müssen wir uns erst gewöhnen. Touristen gibt es in dieser Gegend keine, zumindest keine Ausländischen und wir als Motorradfahrendes Paar wirken sowieso etwas exotisch. Autos hupen und die Insassen winken uns fröhlich zu. Wir fühlen uns willkommen. Auch der Fahrstil der Dagestaner ist gewöhnungsbedürftig, aber wer einmal in Georgien gefahren ist, kennt keinen Schmerz.

Derbent, die quirlige Stadt mit seinen etwas über 100.000 Einwohner, empfängt uns sehr freundlich. Wir wurschteln uns über große Straßen und durch kleine Gassen durch den Großstadtverkehr. Auch hier, egal ob wir an einer Ampel oder Kreuzung halten, die Menschen winken oder lächeln uns an. Als wir unsere Motorräder vorm Hotel abstellen, werden wir gleich umringt von einer Horde kleiner Jungs. Alle begutachten uns und vor allem unsere Maschinen. 2 Herren, die im Hotel angegliederten Cafe sitzen und beobachten wie wir parken, schütteln uns die Hände und  heißen uns Willkommen. Sie spendieren uns gleich etwas zu trinken und ein Eis. Wahnsinn! So sind wir noch nie empfangen worden!

Schnell auf`s Zimmer, das ganz passabel ist, sogar mit Balkon und mit Sicht über die Dächer von Derbent. Wir trödeln nicht und ziehen uns schnell um, denn wir wollen noch etwas sehen von dieser alten Stadt!

Derbent, übersetzt "Tor der Tore" mit seinen persischen, arabischen und mongolischen Einschlag, soll 5000 Jahre alt sein, aber da streiten sich die Forscher, 2000 Jahre hat sie auf jeden fall auf dem Buckel. Wir wollen in der Kürze der Zeit, die wir hier sind, das Möglichste raus holen und suchen uns ein Taxi, das uns zur bekannten Zitadelle, der Naryn-Kala bringt.  Wow, was für eine Aussicht auf die Stadt! Wir laufen eine Stunde auf der alten Festung rum und sind begeistert und beeindruckt!

Unser Taxifahrer, der derweil auf uns gewartet hat und uns wieder zurück bringen soll, versucht mit uns ins Gespräch zu kommen, redet wie wild in Russisch auf uns ein, gemischt mit ein paar Brocken Englisch und gestikuliert mit Händen und Füßen. Er heißt Sultan, so erfahren wir und war früher Lehrer. Mit dem Taxifahren scheint er seine schmale Rente aufzubessern.  Als er  am Straßenrand hält, um zu telefonieren, sind wir zunächst skeptisch, aber dann reicht er mir sein altes Handy. Dran ist seine Tochter, die fließend Englisch spricht. Sie sagt, ihr Vater heißt uns herzlich willkommen im Land und hofft sehr, dass es uns gefällt! Ich spreche kurz mit ihr und bedanke mich. Sultan lacht bis weit über beide Ohren und macht noch eine kleine Sightseeing Tour mit uns. Wir halten noch einmal an einem Platz mit einer Leninstatue, die nicht so Recht in das Stadtbild passen will, von wo aus wir aber noch einmal einen schönen Ausblick auf die Stadt haben. In dem kleinen Park machen wir noch einen kleinen Spaziergang, während Sultan genüsslich an ener Zigarette zieht. Wir sind echt überwältigt von seiner Herzlichkeit und am Hotel verabschieden wir uns überschwänglich und so als ob wir einen Freund verabschieden würden.

Unser nächster Stopp ist die Stadt Kisljar, unser zweiter und letzter Stopp in Dagestan. Nicht durch Zufall haben wir diese Stadt ausgewählt, hier gibt es die einzige Übernachtungsmöglichkeit auf halber Strecke zwischen Derbent und Astrachan. Noch nie haben wir etwas von dieser Stadt gehört. Aber bis wir ankommen, müssen wir doch einige Kontrollstellen passieren. Nein, nicht Einige sondern ziemlich Viele. Alle sind mit einer großen Anzahl von schwer bewaffneten, uniformierten Männern ausgestattet.  Ungewohnt ist dieser Anblick und macht uns ziemlich ehrfürchtig. Tschetschenien ist nicht weit.  Aber wir fühlen uns trotzdem oder vielleicht deswegen, sicher.  Nach einem kurzen Halt, winkt man uns meistens freundlich durch.

Auch Kizlyar ist bei der Ein- wie auch am nächsten Tag bei Ausfahrt stark bewacht. Wir dürfen dieses Mal unkontrolliert durch! Etwas unwohl wird mir schon, als ich später nachlese, dass es im Jahr 2010 mehere Sprengstoffanschläge in der Stadt gab und sogar noch im Februar 2018 einen terroristischen Anschlag auf eine orthodoxe Kirche, wobei 5 Frauen erschossen wurde, einige Weitere verletzt wurden. Die Verantwortung hierfür übernahm der islamische Staat.

Zum Glück weiß ich das noch nicht, als wir ankommen und belächeln diese für uns etwas runter gekommene Stadt mit seinen knapp 50.000 Einwohnern als Provinzstadt. Nach Kisljar hat sich wohl noch nie ein Ausländer, geschweige denn Tourist verirrt. Wir kommen im einzigen Hotel der Stadt, im einzigen Hotel der Gegend unter. Viel gibt es hier anscheinend nicht, aber das ist es gerade, was die Sache wieder spannend macht. Solche, für Touristen eigentlich uninteressanten Orte sind für uns oft umso spannender. So auch hier. Unser Hotel ist ok und sauber. Wir wollen kurz ein wenig spazieren. Das machen wir oft nach der ganzen Sitzerei auf dem Motorrad. Der Ort hält dann doch Einiges für uns parat. Ein riesiges Marktgelände tut sich zwischen alten zerrotteten und zerfallenen (und zerbombten?) Gebäuden und Industrieanlagen auf. Wir sind leider etwas spät, er macht gerade zu. Einige Stände sind noch offen und wir wollen ein wenig einkaufen. Eine Marktfrau schenkt uns sogar das wenige Obst, was wir bei ihr kaufen wollen. Sie ist überschwenglich freundlich und fragt uns nach unserer Herkunft. "Germania", Deutschland, antworten wir freundlich zurück. Sie wiederum ruft über den zum Glück schon fast leeren Markt und deutet auf uns, schmettert uns Kusshände entgegen. Was genau, können wir natürlich nicht verstehen, aber das Wort "Germania" fällt mehrmals. Wahnsinn, wie die Menschen hier drauf sind! Zwischen all dem Müll und dem Zerfall der Gebäude tut sich eine Warmherzigkeit auf, die uns fast beschämt. Es sind immer und immer wieder die menschlichen Begegnungen über alle kulturellen und religiösen Hürden hinweg.

Abends sitzen wir in dem einzigen Restaurant der Stadt, gleich neben dem Hotel und essen Steak. Bier bekommen wir hier nicht, wir sind schließlich in einem musslimischen Staat. Aber mit dem Alkohol nimmt man es hier trotzdem nicht so streng, es gibt die, wie überall in Russland üblichen Shops , wo es das in 11/2 Literplastikflaschen abgefüllte, gelbe nach .... aussehende Bier gibt. Mir schmeckt das absolut nicht und ich verzichte gerne darauf. Das Restaurant , man sieht es von außen gar nicht, ist westlich und geschmackvoll eingerichtet. Einige junge Leute sitzen hier und trinken Limo, die wir uns auch bestellen und lecker und erfrischend schmeckt. Auch das Fleisch scheint von guter Qualität zu sein, denn es ist lecker und zart. Wir erleben noch einen paar minütigen Stromausfall, welcher hier an der Tagesordnung zu sein scheint. Wir schauen uns erstaunt um, der Kellner lächelt uns an, zuckt mit den Achseln und die jungen Leute nippen weiter an ihrer Limo, als wenn nichts wäre.

Unser Frühstück müssen wir am nächsten Morgen selbst bereiten und in unserem kleinen, engen Zimmer einnehmen, denn es gibt keins im Hotel. Vom gestrigen Kauf am Markt haben wir zum Glück noch 2 süße Teilchen und etwas Yoghurt übrig.

Kisljar verlassen wir am nächsten Morgen Richtung Astrachan, unser nächstes Ziel am Wolgadelta. Durch ein kleines Stück Kalmückien, müssen wir auch. Das wollen wir auch nur kurz durchfahren. Die einzige buddhistischen Region Europas mit der Hauptstadt Elista haben wir bereits letztes Jahr bereist und wollen uns dieses Mal nicht aufhalten.

Wir müssen wieder einige Kontrollstellen passieren, wir befinden uns ja immer noch in einer Kaukasusrepublik! Aber darin sind wir jetzt geübt und es macht uns gar nichts mehr aus.

Es ist heiß und wir haben mit kräftigem Seitenwind zu kämpfen. Sand weht über die Straße und es ist wirklich anstrengend zu fahren. Alle Muskeln vor allem im Nacken muss man anspannen! Der heiße Wind fühlt sich so an, als wenn man die ganze Zeit einen heißen Fön ins Gesicht gehalten bekommt! Ich schwitze wieder wie verrückt unter meinem Helm, auch mein lieber mann hat wie ich ein hochrotes Gesicht. Aber es ist nicht viel Verkehr und auch diese Steppenlandschaft hat trotz der Hitze und dem Wind ihren ganz besonderen Reiz. Wir fahren zwar dicht an der Küste des Kaspischen Meeres entlang, aber die Straße ist dann doch zu weit davon entfernt, dass wir es sehen könnten. Auch die wunderbaren und hohen wahrscheinlich mit Schnee bedeckten Kaukasusberge können wir von hier aus nicht ausmachen. Schade, schade!

Und plötzlich stehen wir vor einer Grenze. Eine Grenze, so richtig  mit Schlagbaum, Grenzhäuschen und uniformierten Grenzposten. Keine übliche Kontrollstelle sondern eine richtige Grenze. Eine Grenze? Momentmal, aber wir sind doch in Russland, in EINEM Land! Trotzdem, es ändert sich nichts und ist auch keine Fata Morgana. Eine richtige Grenze zwischen 2 Teilrepubliken. Wir passieren also die Dagestanisch/Kalmückische Grenze .... Hhhhmmm....  Wir sind überrascht! Allerdings bestehen die Wach- und Grenzhäuser aus Containern und scheinen noch nicht vor allzu langer Zeit aufgestellt sein. Vor den Tschetschenienkriegen und zu Sowjetzeiten gab es das sicher noch nicht. Bestimmt will man damit genau wie bei den anderen Miliz- und Polizeikontrollen Stärke beweisen und somit verhindern, dass sich Terroristen ins Land schmuggeln. Das wiedrum überrascht uns nicht und klingt plausibel. Wir müssen unseren Maschinen abstellen und parken. Jemand begleitet uns zu Fuß ins Grenzhäuschen. Zum Glück gibt es keinen Zoll und somit keine Gepäckkontrolle, aber dafür wird unser Pass ausgiebig studiert und hin- und her geblättert. Schade, aber einen Stempel gibt es nicht. Es läuft alles entspannt ab, man ist sehr freundlich zu  uns und es dauert nur Minuten. Der Passkontrolleur bittet uns um um eine "europäische" Münze für seine Sammlung und freut sich wie ein Kind als wir ihm einen Euro und einen Cent, die wir noch im Portmonaie finden, schenken. Draußen hat sich eine Traube Männer um unsere Motorräder versammelt, die wie sonst auch, stark bewaffnet sind und von wahrscheinlich sehr scharf ausgebildeten Schäferhunden unterstützt werden, wenn es einmal Probleme geben sollte. Sie sind vertieft und scheinen zu fachsimpeln. Als man uns wahr nimmt, machen sie samt Hunden großzügig Platz und wir passieren winkend diese seltsame Grenze.

Reisewarnung des Auswärtigen Amts hört sich immer so gefährlich an! Wir haben uns ja nur so kurz in diesem kleinen, ganz besonderen Land aufgehalten und waren nur auf Hauptstraßen unterwegs, aber eigentlich haben wir uns zu jederzeit sicher gefühlt, auch wenn das gerade nicht immer so danach klang. Vor Allem aber waren wir überall und ausnahmslos herzlich Willkommen in diesem kleinen Kaukasusstaat!

Derbent und Dagestan, waren auf alle Fälle ein besonderes und unerwartetes Highlight, leider viel zu kurz und nur eine zu ganz kurze Sequenz unserer Reise! Aber wir kommen wieder, sehr , sehr gerne und dann geht es in die Berge, das steht schon jetzt fest!

 

Noch ein Stück kleines Stück Kalmückien und dann geht es auch schon in die Region Astrachan, wo wir schon ganz auf das Wolgadelta gespannt sind.

Aber zuvor kommt es noch einmal ganz Dicke. Eine Baustelle?  Wir halten an und blicken in die Ferne. Wir sehen nichts als losen Sand. Wir könnten zwar umdrehen, müssten aber dann einen Umweg von vielen Kilometern in Kauf nehmen. Ein entgegen kommender LKW zeigt Daumen hoch. Na, dann wird es wohl ja nicht so schlimm werden, also Augen zu und durch. Zum Glück wissen wir nicht, was da auf uns zu kommen wird und dass sie über 22 Kilometer lang ist, diese dämliche Baustelle! Also los! Ich fluche, was das Zeug hält, das hilft ein wenig!... Ich glaube,  das ist Adrenalin pur! Alles ist angespannt!  Im Schneckentempo schliddern wir durch tiefen Sand, lockeren Schotter und Kies. "Nicht zuuu langsam", brüllt mir mein Schatz ins Ohr und ist schon ein ganzes Stück vor mir. "Neiiiin, ich gebe mir doch Mühe!", höre ich mich selbst schreien und merke, wie mir mein Reifen zur Seite weg rutscht! Bloß nicht stürzen! Ich kann die Maschine auffangen und schaffe es tatsächlich, nicht zu fallen. Mein lieber Mann hat natürlich Recht. "Nur nicht zu zaghaft", spreche ich mir selbst Mut zu und drehe vorsichtig am Gashahn. Zusätzlich wirbelt Staub von den entgegen kommenden Fahrzeugen auf, auf die man auch noch zusätzlich Acht geben muss. Ich kann dadurch auch kaum sehen. Zwischendurch wird der Schotter immer mal etwas fester und man kann Luft holen. Nimmt das denn gar kein Ende? Wieder dieser tiefe, lose Sand! Der ist am schlimmsten! Keine Ahnung, aber wir schaffen es tatsächlich, ohne zu verunfallen! Unter normalen Umständen hätte ich mich nie und nimmer getraut, da zu durchfahren... mit einem über 200 kg schweren Motorrad.

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Kommentare: 6
  • #1

    Inge (Samstag, 27 Juli 2019 21:01)

    Danke für das Mitlesen dürfen ! (wow, und sogar der Nagellack hält auf der Strecke) duck und wech :-) bis demnächst

  • #2

    H. (Sonntag, 28 Juli 2019 00:45)

    Doch noch geschafft zu lesen. Danke und Stronzies

  • #3

    Joachim Wagner (Sonntag, 28 Juli 2019 07:37)

    Sehr schön geschriebener Bericht und als „Vielreisender“ kann ich mich gut in Eure Lage versetzen, liebe Sabine & Bert. Abenteuer pur!!

  • #4

    Andrea (Sonntag, 28 Juli 2019 19:57)

    Gott sei Dank gibt es da auch Eis ��
    Wir wünschen Euch weiterhin viele schöne Momente

  • #5

    Erhard (Mittwoch, 18 März 2020 20:14)

    Ich habe auch viel Reiseerfahrung, bisher aber nur mit dem Fahrrad, weshalb ich euren Reisebericht mit großem Interesse verfolgt habe.
    Daß Rußland ein schönes Land ist und seine Bewohner ganz liebe Menschen wußte ich schon von meinem Vater, der bereits zu Sowjetzeiten beruflich oft dort war.
    Was mich bisher davon abgehalten hat, nach Rußland zu reisen sind die komplizierten Visaprozeduren. Hat sich da inzwischen etwas geändert?
    Aufgefallen ist mir, daß die Autos sich meist von unseren nicht unterscheiden, selbst nicht in Georgien und in Rußland selbst. Keine einzige Schrottkarre zu sehen.
    Nur Aserbeidschan fällt da anscheined aus dem Rahman. Auch berichtet ihr die einzige unangenehme Erfahrung mit Menschen von dort.
    Also, ich denke, ich könnte bald in eure Reifenspuren einfahren.

  • #6

    Sabine Falke (Montag, 23 März 2020 16:14)

    @ Erhard
    Vielen Dank für deinen netten Kommentar. Die Ereignisse überschlagen sich ja förmlich jeden Tag , daher unser etwas verspätete Antwort.
    Sofern wir in Zukunft überhaupt noch unbeschwert werden reisen können, können wir dich nur ermuntern, in, wie du es nennst, unsere Reifenspuren einzufahren. Russland, dieses größte Land dieser Welt ist so faszinierend und so vielfältig und anders als unser Westeuropa. Genauso wie Kiel anders als München ist und NRW anders als Sachsen , gibt es natürlich auch dort sehr große, regionale Unterschiede, von den komplett unabhängigen Exsowjetrepubliken wie z.B Aserbaidschan ganz zu schweigen. Dementsprechend unterschiedlich sind natürlich auch die Mentalitäten der Menschen. Und wie du gelesen hast außer die korrupte Polizei in Aserbaidschan haben wir menschlich nur positive Erfahrungen gemacht, die Russen im Norden wirken eher unterkühlt und manchmal etwas ruppig bis unfreundlich.
    Besonders angetan hat uns die gesamte Kaukasusregion, was auch die Gastfreundschaft der Menschen angeht, die ist dort überwältigend. Aber dein Vater wird dir das schon alles berichtet haben.
    Was die Visaprozeduren angeht , finden wir diese nicht besonders kompliziert. Ein 30 Tage gülitges Touristenvisum kannst du entweder bei der Botschaft beantragen oder wie wir es von einem russischen Reisebüro haben erledigen lassen. In unserem auf Russland spezialisierten Reiseblog, dem Rhein-Wolga-Kanal unter: www.rhein-wolga.info findest du ausführliche Beschreibungen. Für Georgien braucht man kein Visum, ein Aserbaidschanes geht ganz unkompliziert Online über die Botschaftsseite.
    Was Schrottkarren angeht, gibt wohl die Meisten in Georgien. (Da trügen irgendwie die Fotos oder auf dem YouTube-Film kommt das nicht so rum.) Da die meisten Fahrer keine oder eher wenige Kenntnisse über Verkehrsregeln verfügen, sehen dementsprechend die Fahrzeuge aus, viele davon ohne Front oder Heck. Und Vorsicht, besonders als Radfahrer!!! In Russland fährt man eher moderat ähnlich, Raser und Verkehrsrowdys gibt natürlich auch hier.
    Sowas wie einen TÜV gibt es wohl in keinem dieser Länder. Allerdings ist überall, besonders aber in Aserbaidschan, das Stadt/Land sowie arm/reich-Gefälle sehr groß und das Auto ist schlicht weg DAS Statussymbol und man sieht dementsprechend viele, hochpreisige SUVs.
    Wir hoffen, dass sich die Verhältnisse für uns Alle positiv entwickeln werden und dieser schreckliche Virus bald besiegt wird! Ans Reisen ist ja momentan so gar nicht zu denken...
    Wenn du noch Fragen hast, meld dich gerne wieder bei uns.
    Und vor Allem: BLEIB GESUND!